Das Begriffspaar Exploration und Exploitation bezeichnet zwei unterschiedliche Fähigkeiten einer Organisation, die je nach Situation und Kontext sinnvoll sind.
In diesem Artikel erfährst Du, was die grundlegenden Unterschiede zwischen Exploration und Exploitation sind, warum die hohe Dynamik in Märkten und Branchen Unternehmen dazu zwingt, beides gleichzeitig meistern zu können und mit welchen Tools und Werkzeugen Du sie in der strategischen Praxis miteinander in Einklang bringen kannst.
Unterschiede zwischen Exploration und Exploitation
Exploration ist immer dann notwendig, wenn das Umfeld Deines Unternehmens durch große Ungewissheit gekennzeichnet ist.
Finanziell gesehen bedeutet die Investition in neue, innovative Geschäftsideen damit immer auch ein Risiko, weil nicht feststeht, ob sich Deine Idee am Ende auch wirklich rechnet.
Außerdem bietet es sich an, der Ungewissheit mit agilen Methoden und Frameworks zu begegnen, weil diese Ansätze für den Umgang mit Komplexität am besten geeignet sind.
Nicht zuletzt fußt erfolgreiche Exploration auch auf einer offenen und positiven Fehlerkultur. Denn die große Ungewissheit Deines Umfeldes führt dazu, dass Irrtümer unvermeidbar sind.
Exploitation meint im Gegensatz zu Exploration die Fähigkeit, Dein bestehendes Geschäftsmodell optimal zu nutzen und dadurch einen stetigen finanziellen Geldstrom zu erzeugen. Die Rahmenbedingungen Deines Marktes sind dabei viel klarer und weniger dynamisch, sodass nur geringe Ungewissheit vorherrscht.
Innovation ist in diesem Umfeld eher linear, das heißt vor allem, dass Bestehendes verfeinert und verbessert wird. Diese Verbesserungen sind natürlich auch viel planbarer und sehr vorhersehbar.
Die Herstellung von Produkten oder Verfeinerung Deiner Dienstleistungen kann vor allem durch Lean Management erzielt werden, um vorhersehbare Fehler in der Produktion zu minimieren.
Exploration vs. Exploitation im Überblick
Exploration | Aspekte | Exploitation |
---|---|---|
„Suche“ und „Durchbruch“ | Fokus | Effizienz und Wachstum |
Große Ungewissheit | Gewissheit | Geringe Ungewissheit |
Risiko- & Wagniskapital | Finanzen | Stetiger Geldzufluss |
Agile Methoden | Vorgehensweise & Kultur | Lineare Innovation, Vorhersagbarkeit & Planung |
Unvermeidbare Irrtümer | Fehlerkultur | Vermeidbare Fehler |
Das Spannungsfeld durch VUCA
Grundsätzlich könntest Du an dieser Stelle annehmen, dass Exploration eine Fähigkeit ist, die lediglich Start-ups gut beherrschen müssen, weil sie (noch) kein tragfähiges Geschäftsmodell entwickelt haben. Während Exploitation das Kerngeschäft von etablierten Unternehmen und großen Konzernen ist. Doch ganz so einfach ist es leider nicht (mehr).
Denn die Situation, in der sich nahezu alle Organisationen heutzutage befinden, hat sich durch diverse Einflüsse dramatisch verändert. Die Digitalisierung, Globalisierung und auch die Corona-Pandemie haben dazu geführt, dass sich Märkte, Branchen und Umfelder mit einer hohen Geschwindigkeit permanent stark verändern. Ein Phänomen, das auch mit dem Akronym VUCA umschrieben wird.
Diese hohen Dynamiken im Umfeld Deiner Organisation führen dazu, dass zwischen Exploration und Exploitation ein Spannungsfeld entsteht. Denn in der Regel kannst Du nicht mehr davon ausgehen, dass Dein aktueller Markt in den nächsten Jahren noch genauso aussehen wird wie heute.
Organisationale Ambidextrie
Dadurch kannst Du Dich nicht mehr darauf verlassen, lediglich Dein Kerngeschäft zu optimieren, sondern musst gleichzeitig Zeit und Energie darauf verwenden, veränderte Marktbedingungen zu antizipieren und Deine Organisation darauf einzustellen.
Wer das Tagesgeschäft vernachlässigt, stirbt heute, wer die Strategie vernachlässigt, stirbt morgen.
Exploration vs. Exploitation in der Praxis
[wpdiscuz-feedback id=“qyn2t0kcx2″ question=“Kennst Du noch andere hilfreiche Tools, die ich an dieser Stelle erwähnen sollte?“ opened=“1″]In der Praxis ist das erwähnte Spannungsfeld zwischen Exploration und Exploitation allgegenwärtig.Glücklicherweise gibt es einige, sehr hilfreiche strategische Tools, die Dir dabei helfen, beides miteinander in Einklang zu bringen.[/wpdiscuz-feedback]So musst Du nicht das eine auf Kosten des jeweils anderen opfern. Einige davon möchte ich Dir hier kurz vorstellen:
Portfolio Map
Die Portfolio Map von Alexander Osterwalder ist ein Tool, das eigens für den Umgang mit Exploration und Exploitation entwickelt wurde.
Der große Vorteil dieses Canvas besteht darin, beide Portfolios Deiner Organisation gleichzeitig sichtbar zu machen. Auf diese Weise unterstützt Dich die Portfolio Map dabei, das erwähnte Spannungsfeld zwischen Exploration und Exploitation besser miteinander in Einklang zu bringen.
Objectives & Key Results
Auch bei der Formulierung strategischer Ziele mit Hilfe von Objectives & Key Results spielen Exploration und Exploitation eine wichtige Rolle. Denn hier werden die Schmerzen, sich zwischen Tagesgeschäft und strategischer Ausrichtung zu entscheiden, besonders offensichtlich.
Allerdings ist es durchaus möglich (und sinnvoll), OKR für beide Zwecke zu verwenden.
Ecocycle Planning
Das Ecocycle Planning ist eine Methode aus den Liberating Structures und funktioniert ähnlich wie die oben erwähnte Portfolio Map von Alexander Osterwalder. Allerdings fokussiert sie sich nicht auf Produkte oder Geschäftsmodelle, sondern auf die aktuellen Tätigkeiten in einer Organisation.
Das Spannungsfeld zwischen Exploration und Exploitation macht der Ecocycle dabei insbesondere durch die sogenannte Armuts- und Starrheitsfalle sichtbar: Die Armutsfalle entsteht durch zu wenig Exploration, die Starrheitsfalle durch zu viel Exploitation.
Wardley Maps
Auch auf Wardley Maps kannst Du bei näherem Hinsehen das Spannungsfeld zwischen Exploration und Exploitation wiederentdecken.
Exploration ist den beiden ersten Evolutionsphasen Genesis und Custom Built zuzuordnen, während Exploitation zu den beiden Phasen Product & Service bzw. Commodity gehört.
3-Horizonte-Modell von McKinsey
Auch das 3-Horizonte-Modell von McKinsey gliedert sich in die Reihe strategischer Tools ein, mit denen Exploration und Exploitation handhabbar gemacht werden können.
Denn Organisationen, die versäumen, auf allen 3 Horizonten aktiv zu sein, werden langfristig nicht überlebensfähig sein.
Fazit
Ich hoffe, ich konnte Dir den Unterschied zwischen Exploration und Exploitation mit diesem Beitrag näher bringen und Dir vor allem einige hilfreiche Tipps und Tools mit auf den Weg geben, um mit ihnen in Deiner strategischen Praxis besser umgehen zu können.
Falls Du noch Fragen, Ideen, Anregungen oder Kritik zu diesem Blogartikel hast, freue ich mich wie immer auf Deinen Kommentar hier unten auf der Seite!