Wenn Du vor der Herausforderung stehst, Dein aktuelles Geschäftsmodell zu verändern, kann es mitunter ziemlich schwierig sein, dabei einen klaren Weg zu beschreiten. Der Business Model Navigator der Universität St. Gallen kann Dir mit seinen vier aufeinander folgenden Phasen eine große Hilfe sein, falls Du mehr Orientierung und Struktur bei diesem Prozess benötigst.
Was ist der Business Model Navigator?
Der Business Model Navigator ist eine Methode zur Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle, die in vier aufeinander folgenden Phasen abläuft. Das Kernelement bilden dabei 55+ verschiedene Geschäftsmodell-Muster. Sie liefern Dir wertvolle Impulse und Ideen, Dein aktuelles Geschäftsmodell zu verändern und dadurch die aktuelle Marktlogik zu durchbrechen.
Entwickelt wurde der Prozess von den Schweizer Professoren Oliver Gassmann, Karolin Frankenberger und Michaela Csik an der Universität St. Gallen.
Die 4 Phasen des Business Model Navigators
Der Business Model Navigator besteht aus den vier aufeinander folgenden Phasen:
Aufgrund der Anfangsbuchstaben jeder Phase des Business Model Navigators spricht man deshalb auch gelegentlich vom 4i+ Modell.
Initiierung
In der ersten Phase des Business Model Navigators geht es zunächst darum, Klarheit und Transparenz über Dein momentanes Geschäftsmodell und Deine aktuellen Marktbedingungen zu erlangen.
Visualisierung Deines momentanen Geschäftsmodells
Zur Visualisierung Deines Geschäftsmodells nutzt der Business Model Navigator das Magische Dreieck, mit dessen Hilfe die vier Kerndimensionen WER, WAS, WIE und WERT abgebildet werden. Dadurch bist Du in der Lage, alle wichtigen Aspekte eines erfolgreichen Geschäftsmodells zu berücksichtigen und nichts zu übersehen.
Das Magische Dreieck ist jedoch eine stark vereinfachte Möglichkeit, Dein Geschäftsmodell zu visualisieren. Alternativ kannst Du hier natürlich auch auf das Business Model Canvas von Alexander Osterwalder zurückgreifen.
Bewertung der aktuellen Marktbedingungen
Zur Initiierungsphase des Business Model Navigators gehört jedoch nicht nur eine Darstellung Deines Geschäftsmodells, sondern auch eine Bewertung Deiner aktuellen Marktsituation. Hier geht es also vor allem um Trends & Entwicklungen in den verschiedensten Bereichen, die Dein Geschäftsmodell beeinflussen.
Der Business Model Navigator liefert Dir allerdings keine konkreten Werkzeuge, mit deren Hilfe Du diesen Prozessschritt durchlaufen kannst.
Glücklicherweise kannst Du hierbei jedoch auf diverse Tools zurückgreifen, die Dir hierbei helfen:
Ideenfindung
In der zweiten Phase geht es anschließend darum, Ideen für innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln. Diese Phase stellt die eigentliche Besonderheit des Business Model Navigators dar. Denn laut der Forschung der St. Gallener Autoren basieren interessanterweise gut 90 Prozent aller Geschäftsmodellinnovationen auf einer Neukombination bereits bekannter Muster.
Das bedeutet, dass innovative Geschäftsmodelle in erster Linie auf Transfer, Neukombination oder Wiederholung von bereits bekannten Geschäftsmodellen bzw. -mustern basieren. Der Trick für ein innovatives Geschäftsmodell besteht also in erster Linie darin, ein bekanntes Muster erfülgreich aus einer anderen Branche auf Deine eigene zu übertragen.
Tools zur Ideenfindung
Integration
In der dritten Phase des Business Model Navigators geht es darum festzustellen, welche der in der Ideenphase entstandenen Geschäftsideen auch umsetzbar sind. Deine Geschäftsmodellinnovation sollte dabei drei Kriterien erfüllen:
Auf der einen Seite muss es Dir gelingen, mit der herrschenden Logik Deines Marktes zu brechen, um ein wirklich innovatives Geschäftsmodell zu entwickeln. Auf der anderen Seite muss dieses Modell aber natürlich immer noch kompatibel mit den Erwartungen und Anforderungen Deines Umfeldes sein, weil es sonst nicht funktionieren wird. Zu guter Letzt musst Du natürlich die notwendigen Fähigkeiten und Ressourcen besitzen, um Dein neues Geschäftsmodell auch in die Praxis umzusetzen.
Implementierung
Die vierte Phase des Business Model Navigators unterstützt Dich dabei, Dein Geschäftsmodell auf Herz & Nieren zu prüfen, bevor Du im großen Stil damit beginnst, es umzusetzen. Denn weil Dein Geschäftsmodell bisher nur auf dem Papier existiert, kannst Du Dir natürlich nicht sicher sein, ob es in der Praxis auch wirklich funktioniert.
Der Business Model Navigator bietet Dir in dieser letzten Phase ein Rahmenwerk, das Dir dabei hilft, zunächst die Annahmen hinter Deinem Geschäftsmodell sichtbar zu machen.
Anschließend kannst Du auf Basis dieser Annahmen überprüfbare Hypothesen aufstellen und diese mit Hilfe von Tests & Experimenten zu validieren.
Diesen Prozess durchläufst Du solange mit unterschiedlichen Tests, bis Du Dir möglichst sicher sein kannst, dass Dein neues Geschäftsmodell auch wirklich funktioniert.
Natürlich kann es auch passieren, dass Deine Tests Deine ursprünglichen Annahmen widerlegen. In diesem Fall beginnst Du wieder mit der ersten bzw. zweiten Phase des Business Model Navigators, um Dein Geschäftsmodell zu überarbeiten.
Im Großen und Ganzen ist diese letzte Phase des Business Model Navigators nicht viel anders als Du es vielleicht schon aus dem Lean Startup, Design Thinking oder agilem Arbeiten kennst.
Tools für die Implementierungs-Phase
Auch hier existiert eine Vielzahl an Tools und Methoden, die Dich bei der erfolgreichen Umsetzung dieser Phase des Business Model Navigators unterstützen. (Allerdings stammen nur die wenigsten davon vom BMI Lab.)
Fazit zum Business Model Navigator
Im Großen und Ganzen bietet der Business Model Navigator vom BMI Lab für erfahrene Gründer und Innovatoren wenig Neues. Das Magische Dreieck ist lediglich eine starke vereinfachte Darstellung des Business Model Canvas. Und auch die Business Model Patterns sind bereits über sehr viele andere Quellen verfügbar. (Die Karten selbst sind jedoch zugegebenermaßen sehr praktisch.) Das Gleiche gilt für die Tests & Experimente in der Implementierungsphase des Business Model Navigators.
Wenn Du gerade erst damit beginnst, Dich mit Business Model Innovation zu beschäftigen, bietet Dir der Navigator mit seinen 4 Phasen allerdings eine sehr gute und logische Struktur, an der Du Dich sehr gut orientieren kannst. In diesem Fall kann auch das Magische Dreieck für „den ersten Wurf“ sehr viel eingänglicher und praktikabler sein, als wenn Du Dein Geschäftsmodell immer schon in einem vollständigen Business Modal Canvas abbildest.
Falls Du noch Fragen, Ideen, Anregungen oder Kritik zu diesem Artikel hast, freue ich mich wie immer über einen Kommentar von Dir hier unten auf der Seite.