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Kennzahlen gibt es in Unternehmen ja zuhauf. Ge- und vermessen wird alles Mögliche – nur meist nicht das Richtige. Mit einem Key Value Indicator kann Dein Team (oder sogar für Deine gesamte Organisation) messen, wie gut es Euch gelingt Wert & Nutzen für Eure Kunden zu stiften.

Worauf Du achten solltest, wenn Du den Key Value Indicator verwenden möchtest, erfährst Du in diesem Beitrag.

Das Problem mit Kennzahlen und KPI

In allen Unternehmen und Organisationen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Kennzahlen. Und sie alle haben häufig eines gemeinsam: Sie sind meist nach innen gerichtet oder messen lediglich Output. Wie viele Handys haben wir produziert? Wie viele Blogeinträge haben wir geschrieben? Wie viele Aufgaben haben wir abgearbeitet? Wie viele Workshops haben wir gemacht (oder verkauft)? Wie viele Software-Releases haben wir gemacht? Wie schnell können wir Projekte umsetzen?

Im Sinne einer kurzen Time 2 Market ergeben diese Kennzahlen meist sehr viel Sinn. Voraussetzung ist jedoch, dass das, was in einem Unternehmen produziert oder getan wird, auch wirklich Nutzen stiftet. Darüber sagt diese Art von Metriken jedoch gar nichts aus.

Nokia hat als Handy-Hersteller nicht den Anschluss verloren, weil das Unternehmen zu wenig Handys hergestellt hat oder weil Menschen aufgehört haben, Handys zu nutzen.

  • Mehr über dieses grundsätzliche Problem erfährst Du auch in in meinem Artikel Output vs. Outcome.

  • Allerdings gibt es durchaus Situationen, in denen auch ein Key Performance Indicator als Key Result eines OKR sind ergibt. Warum das so ist, erfährst Du in meinem Artikel OKR vs. KPI – Eine Frage der Perspektive.

Was ist die Hauptaufgabe Deiner Nutzer?

Bei aller Unsicherheit, die in komplexen Umgebungen existiert (Stichwort VUCA), gibt es immer eine Konstante, die sich (fast) niemals ändert. Diese Konstante ist die Hauptaufgabe Deiner Kunden, die Dein Produkt oder Service für sie erledigt. Ich nenne diese Hauptaufgabe auch den Main Job to Be Done. Der Main JTBD ist der Grund, aus dem Deine Nutzer Dein Produkt anheuern. Ja, richtig gelesen!

Kunden kaufen Dein Produkt nicht, weil es so geil ist, sondern weil es ihnen dabei helfen soll, eine wichtige Aufgaben zu erledigen.

Beispiele für den Main JTBD

Wenn Du die Musikbranche betrachtest, erkennst Du leicht, dass diese in den letzten Jahrzehnten eine rasante technologische Evolution von der LP über die CD und MP3 bis hin zu Streamingdiensten wie Spotify, iTunes oder Deezer durchlief.

Allerdings blieb der Main JTBD, den alle diese Produkte und Services für ihre Nutzer erledigen, trotz aller Veränderung immer gleich: Musik hören.

So gesehen unterscheidet sich eine LP in dieser Hinsicht in Nichts von Spotify. Mit dem Unterschied, dass Spotify den Main JTBD Musik hören in vielerlei Hinsicht besser erledigt als eine LP.

Was für die Musikbranche gilt, gilt beispielsweise auch für den Main Job to Be Done von Handys: Mit Menschen Informationen und Erlebnisse teilen. Oder einfach nur: Mit Menschen kommunizieren. Wenn wir nun das obige Nokia-Beispiel noch einmal aufgreifen, dann haben die Handys von Nokia ihren Main Job to Be Done zwar noch genauso gut erfüllt wie zuvor, aber es gab irgendwann andere Produkte, die diese Hauptaufgabe noch besser erfüllten. Genauso wie die Wikipedia den Main JTBD Informationen und Wissen finden besser erledigt als eine Brockhaus-Edition.

Der Key Value Indicator misst den Main JTBD

Der Key Value Indicator ist nicht anderes als eine Metrik, mit der Du messen kannst, wie gut es Deinem Team bzw. Deiner Organisation gelingt, den Main JTBD Deiner Nutzer zu erledigen. Im Gegensatz zu Key Performance Indicators ist der Key Value Indicator also nach außen auf Deine Kunden & Nutzer gerichtet.

Der KVI bemisst, welches Ergebnis (Outcome) Dein Produkt erzeugt oder welche Wirkung (Impact) es auf ihren Main JTBD hat.

Key Value Indicator Beispiele

Damit Du Dir ein wenig besser vorstellen kannst, wie ein guter Key Value Indicator aussehen kann, habe ich ein paar Beispiele für Dich:

  • Blog: Anzahl Deiner wiederkehrenden Besucher pro Monat

  • Lieferdienst: Zeitspanne bis Dein Paket beim Kunden ankommt

  • Social Media Plattform: Anzahl Deiner täglich aktiven Nutzer

  • App: Tägliche Nutzungszeit Deiner App-User

Allerdings solltest Du vorsichtig sein, welche Metrik Du mit Deinem Team als Key Value Indicator verwenden möchtest. Deshalb empfehle ich Dir, mit verschiedenen Metriken zu experimentieren, um herauszufinden, ob sie die Erfüllung des Main JTBD Deiner Nutzer wirklich abbilden.

Misst Du für Deinen Blog etwa die Besuchszeit Deiner Leser, mag das auf den ersten Blick sinnvoll klingen. Eine lange Besuchszeit kann aber auch ein Indikator dafür sein, dass Deine Besucher nicht schnell genug das finden, was sie eigentlich suchen. Das Gleiche gilt für die Anzahl aufgerufener Seiten. Es kann ein Hinweis dafür sein, dass Deine Leser Deinen Blog mögen und gerne mehr lesen. Es kann aber auch ein Indiz dafür sein, dass sie sich nicht zurechtfinden.

Ich empfehle Dir deshalb, Dir zuerst über den Main JTBD Deiner Kunden klar zu werden und Dir dann zu überlegen, welcher Key Value Indicator das wirklich abbilden bzw. messen kann.

Den KVI mit der Impact Ladder ermitteln

Eine gute Hilfe, um Dir darüber klar zu werden, was der Main JTBD Deiner Kunden ist, ist die Impact Ladder.

Dieses Werkzeug aus dem Agile Leadership Toolkit von Peter Koning unterstützt Dich dabei, besser zwischen Output, Outcome und Impact zu unterscheiden.

Außerdem solltest Du Dich intensiv mit dem Jobs-to-Be-Done-Modell beschäftigen, damit Du es wirklich verinnerlicht hast.

Mit der 5-I-Regel zum perfekten Key Value Indicator

Die 5-I-Regel hilft Dir dabei, die wichtigsten Aspekte für einen guten Key Value Indicator zu beachten, damit er die bestmögliche Wirkung entfalten kann:

  • Impact: Der KVI hat einen Einfluss auf den Main JTBD Deiner Kunden bzw. Nutzer.

  • Influence: Dein Team ist in der Lage, die Metrik (durch seinen Output) zu beeinflussen.

  • Insight: Dein KVI ist sichtbar und so aktuell wie möglich.

  • Ideas: Die Metrik führt dazu, dass Du kreativ mit neuen Ideen darangehen kannst, sie zu verbessern.

  • Intent: Die Absicht hinter der Metrik ist jedem klar & offensichtlich.

So viel von meiner Seite zum Key Value Indicator. Falls Du noch Fragen, Anregungen, Ideen oder Kritik zu diesem Artikel hast, hinterlasse mir gerne einen Kommentar. Wenn Du (noch) mehr über das Thema wissen möchtest, empfehle ich Dir auch einen Blick in meinen Artikel zum Evidence-Based Management.