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Die 5-Why-Methode (oft auch nur 5W-Methode genannt) ist eine Technik, mit deren Hilfe Du zum Kern eines Problem gelangen kannst, der oft verborgen und nicht auf den ersten Blick offensichtlich ist.

Als Erfinder der 5-Why-Methode gilt Toyoda Sakichi, der Gründer von Toyota Industries. Seitdem ist sie unter anderem fester Bestandteil der 6-Sigma-Methode. Sie wird jedoch auch im Design Thinking genutzt und eignet sich darüber hinaus auch wunderbar im Rahmen einer Retrospektive, wenn es darum geht, gemeinsam Erkenntnisse zu gewinnen.

Mit der 5-Why-Methode den Kern eines Problems erkennen

Wenn wir mit Problemen konfrontiert sind, tendieren wir Menschen häufig dazu, diese durch schnelle und unmittelbare Maßnahmen zu beheben. Wenn der Raum zu kalt ist, drehen wir die Heizung auf.

Nicht immer ist gegen solche Lösungen etwas einzuwenden. Trotzdem sind sie oft nur Symptombekämpfung oder ein Workaround, der mehr schlecht als recht funktioniert. Die tieferliegende Ursache oder der Kern des Problems wird damit nicht behoben. Denn der Raum könnte beispielsweise auch zu kalt sein, weil unsere Wohnung nicht richtig isoliert ist oder weil die Heizung nicht gewartet wurde und deshalb nicht ausreichend Wärme liefert.

Die 5W-Methode hilft Dir dabei, genau das zu vermieden, indem Du bei einem auftretenden Problem fünf Mal hintereinander „Warum“ fragst. Dabei ist das fünfmalige Fragen natürlich nur als Faustregel gemeint, die Dich daran erinnern soll, Dich nicht zu früh mit einer nur scheinbaren Ursachen zufrieden zu geben.

Beispiel für die 5W-Methode

Damit Du Dir genauer vorstellen kannst, wie die 5-Why-Methode in der Praxis funktioniert, habe ich hier ein Beispiel von einem Scrum Team für Dich, das (wiederholt) sein Sprintziel nicht erreicht hat.

Column 1 Antwort
Warum haben wir unser Sprintziel nicht erreicht? Weil wir zu viele User Stories gleichzeitig bearbeitet haben und deshalb zwar viel begonnen, jedoch wenig abgeschlossen haben.
Warum bearbeiten wir so viele User Stories gleichzeitig? Weil wir viele Spezialisten im Team haben, die sich fast nur in ihrem Bereich auskennen und nicht effizient an anderen Themen mitarbeiten können.
Warum hat unser Team so viele Spezialisten? Weil wir keine Zeit aufwenden, T-Shaped Skills zu entwickeln.
Warum wenden wir keine Zeit auf, T-Shaped Skills zu entwickeln? Weil wir uns auf unsere Auslastung fokussieren und nicht auf den Workflow unserer User Stories.
Warum fokussieren wir uns auf nur auf unsere Auslastung? Weil uns der Unterschied zwischen Auslastung und Effektivität nicht bewusst ist.
Warum ist uns dieser Unterschied nicht bewusst? Weil uns das entsprechende Know-how fehlt und wir keine Methoden kennen, um die Effektivität unseres Workflows zu ermitteln und zu verbessern.

Wie Du siehst, verändert sich die (potenzielle) Lösung für das aufgetretene Problem, je mehr Du Dich der tieferliegenden Ursache näherst. Während zu Beginn eine simple Lösung „Wir werden im nächsten Sprint nicht so viele User Stories gleichzeitig bearbeiten“ lauten könnte, verändert sich der Lösungsansatz nachdem die 5-Why-Methode angewendet wurde. Nun lautet eine mögliche Lösung vielmehr: „Wir eignen uns Know-how aus dem Lean Management an und konzentrieren uns bei unserer Arbeit stärker auf unseren Workflow.“

Dieses Vorgehen wird voraussichtlich eine viel größere Verbesserung herbeiführen, als wenn sich das Scrum Team aus unserem Beispiel „ganz fest vornehmen wird“, nicht so viele User Stories zu beginnen. Denn höchstwahrscheinlich würde es auch im nächsten Sprint wieder scheitern, weil es in alte Verhaltensweisen zurückfällt und sich lediglich auf die höchstmögliche Auslastung jedes Teammitglieds konzentriert.

Fazit zur 5-Why-Methode

Zugegebenermaßen ist das fünfmalige Warum-Fragen gewöhnungsbedürftig und wirkt zunächst sehr künstlich. Aber nach ein paar Durchgängen lässt dieses Gefühl erfahrungsgemäß nach und alle Beteiligten erkennen schnell, dass es Sinn ergibt, sich nicht zu früh auf die „offensichtliche Lösung“ zu fokussieren, sondern tiefer zu graben. Falls Du Scrum Master oder Agile Coach bist, sollte die 5-Why-Methode zu Deinem Standard-Repertoire gehören, um Dein Team dabei zu unterstützen, tieferlegende Ursachen zu erkennen.