Conway’s Law besagt, dass Organisationen gezwungen sind, in ihren Systemen (Produkten oder Dienstleistungen) ihre internen Kommunikationsstrukturen abzubilden. Es wurde bereits 1968 vom amerikanischen Informatiker Mel Conway in seinem berühmten Artikel How Do Comittees Invent? formuliert.

Melvin Edward Conway

„Any organization that designs a system (defined broadly) will produce a design whose structure is a copy of the organization’s communication structure.“

Melvin Edward Conway, melconway.com

Vereinfacht gesprochen bedeutet Conways Gesetz, dass sich die Interaktionswege bzw. Kommunikationsformen einer Organisation sozusagen in das hergestellte Produkt bzw. System „hineinkopieren“.

Für agile Unternehmen, die Softwareprodukte herstellen, stellt das jedoch meistens ein Problem dar. Denn es bedeutet, dass die tatsächlich stattfindende Interaktion die entstehende Software-Architektur maßgeblich beeinflusst. (Sie ist also viel stärker als die auf dem Papier entworfene Softwares-Architektur, die vielleicht eigentlich realisiert werden soll.)

Beispiel für Conway’s Law

Wenn Du zum Beispiel mit vier Scrum Teams ein Software-Produkt entwickelst und diese gemeinsam mit einem einzigen Datenbank-Entwickler zusammenarbeiten, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass die Software-Architektur Deines Produktes aus vier Modulen besteht, die alle mit einer einzigen großen Datenbank interagieren.

Solange diese Architektur sinnvoll ist und gut funktioniert, stellt das zunächst kein Problem dar. Schwierig wird es erst, wenn Du eigentlich eine andere Software-Architektur anstrebst. Denn in diesem Fall werden Deine Teams mühsam gegen das durch Conway’s Law entstehende Design des Produktes „anarbeiten“ müssen.

Beispiel für Conway's Law

Das Inverse Conway Maneuver

Doch es gibt auch einen positiven Aspekt an Conway’s Law. Denn wenn es stimmt, dass Organisationen gezwungen sind, Designs zu entwerfen, die ihre eigenen Kommunikationsstrukturen widerspiegeln, dann können wir das Design unseres Produktes dadurch beeinflussen, dass wir die Organisation entsprechend aufstellen.

  • Diese Idee nennt sich auch Inverse Conway Maneuver und erlangte durch die Team Topologies von Manuel Pais und Matthew Skelton einige Berühmtheit.

Hinter dem Inverse Conway Maneuver steckt der Gedanke, sich zunächst zu überlegen, wie die (optimale) Architektur des Software-Produktes gestaltet sein sollte, um davon ausgehend die Struktur bzw. den Aufbau der an diesem Produkt arbeitenden Teams zu entwerfen.

Wenn es gelingt, unsere Entwickler-Teams und ihre Kommunikation aktiv zu gestalten, dann sind wir – ganz im Sinne von Conway’s Law – in der Lage, den daraus resultierenden Produktaufbau maßgeblich zu beeinflussen.

Inverse Conway Maneuver

Probleme des Inverse Conway Maneuvers

[wpdiscuz-feedback id=“6ro9slid6d“ question=“Hast Du das Inverse Conway Maneuver bereits genutzt? Wie sind Deine Erfahrungen damit?“ opened=“1″]Ganz so einfach, wie es auf den ersten Blick vielleicht klingt, ist das Ganze jedoch auch nicht.[/wpdiscuz-feedback]Denn die in einer Organisation existierenden Kommunikationsstrukturen sind vielschichtig. Über das Inverse Conway Maneuver können wir jedoch lediglich die formalen Strukturen einer Organisation aktiv beeinflussen. Daneben existieren jedoch noch zwei weitere Kommunikationsstrukturen, die sich unserem (direkten) Einfluss entziehen:

Das ist zum einen die sogenannte Schauseite, die Art und Weise, wie sich eine Organisation nach außen präsentiert. Die Schauseite ist für die Betrachtung von Conway’s Law eher uninteressant. Zum anderen gibt es die informelle Struktur. Diese besteht unter anderem aus den nicht entschiedenen Entscheidungs­prämissen und aus informellen Kommunikations­strukturen, die für das Verstehen von Conway’s Law von großer Bedeutung sind.

Dummerweise haben sowohl die formalen als auch informalen Interaktionen einer Organisation Einfluss auf das Design des daraus entstehenden Systems.

Wenn wir mit Hilfe des Inverse Conway Maneuvers also versuchen, die formale Kommunikationsstruktur zu verändern, dann kann es (schlimmstenfalls) sogar dazu kommen, dass sich die existierende Unternehmenskultur einen neuen Weg in den informalen Kommunikationsstrukturen sucht und unsere guten Absichten zunichte macht.

Informelle Kommunikation lässt sich durch das Inverse Conway Maneuver nicht steuern

Fazit zu Conway’s Law

Conway’s Law ist ein wichtiges und gleichzeitig vielschichtiges Gesetz. Zum einen kann es Dir dabei helfen, besser zu verstehen, warum die Produkte und Dienstleistungen Deiner Organisation so sind wie sie sind. Zum anderen lenkt es Dein Augenmerk immer wieder auf die Kommunikationsstrukturen in Deiner Organisation und macht Dir bewusst, welche Auswirkung diese haben können.