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Der Work In Progress (kurz: WIP) ist die Anzahl aktiver Work Items, die zwar bereits begonnen, aber (noch) nicht abgeschlossen wurden. Er ist neben Cycle Time, Throughput und Work Item Age eine von vier zentralen Kanban-Metriken und unterstützt Dein Team dabei, seinen Workflow aktiv zu steuern.

Weil der Work In Progress sich permanent verändert kann, zählt diese Kanban-Metrik zu den Leading Indicators.

Den Work In Progress ermitteln

Kanban kennt drei Basiszustände für Arbeit bzw. Work Items: To Do, Doing und Done.

Alle Work Items, die sich im Zustand Doing befinden, zählen demnach als Work In Progress. (Unabhängig davon, ob diese Doing-Phase noch ein weitere Arbeitsschritte unterteilt ist oder nicht.)

Auf dem rechts zu sehenden Kanban Board, kannst Du leicht erkennen, dass der aktuelle Work In Progress 4 beträgt. Dass sich die betreffenden Kanban-Karten in unterschiedlichen Arbeitsschritten befinden, ist dabei unerheblich, weil alle drei zum Basiszustand Doing gehören.

Work In Progress vs. Work In Progress Limit

Es ist wichtig, dass Du die beiden Begriffe WIP und WIP-Limit nicht miteinander verwechselst.

  • Der Work In Progress ist eine Metrik, die Dir Auskunft darüber gibt, wie viele Work Items in Eurem Workflow derzeit aktiv sind.

  • Das Work In Progress Limit hingegen ist eine Kanban-Praktik bzw. Vereinbarung in Eurem Team, die Menge paralleler Arbeit nicht über das gesetzte Limit ansteigen zu lassen.

Weshalb es sinnvoll ist, den Work In Progress zu begrenzen

Der Sinn und Zweck von Kanban ist es, den Workflow Eures Teams zu verbessern. Diese Verbesserung Eures Workflows könnt Ihr daran erkennen, wenn Work Items entweder schneller fertig werden oder wenn innerhalb einer bestimmten Zeit mehr Work Items abgeschlossen werden können.

Für beide Fälle bietet Euch Kanban zwei konkrete Metriken: Cycle Time und Throughput.

  • Die Cycle Time gibt an, wie lange ein Work Item benötigt, um durch den Workflow Eures Teams zu gelangen.

  • Der Throughput gibt an, wie viele Work Items innerhalb einer definierten Zeitspanne durch Euren Workflow gelangen,

Leider lässt sich weder die Cycle Time noch der Throughput direkt bzw. aktiv durch Euer Team beeinflussen. Glücklicherweise stehen beide Metriken jedoch in einem Verhältnis zum Work In Progress.

Wenn Ihr also Eure Cycle Time verkürzen oder Euren Throughput erhöhen wollt, könnt Ihr das erreichen, indem Ihr WIP-Limit setzt.

Little’s Law

Dieser Zusammenhang zwischen Work In Progress, Cycle Time und Throughput ist auch als Little’s Law bekannt geworden. Nach dieser Formel ist die durchschnittliche Cycle Time eines Teams (oder Systems) gleich dem durchschnittlichen Work In Progress geteilt durch den durchschnittlichen Throughput dieses Teams (oder Systems).

Wenn Du Dir diese Formel genau anschaust, dann kannst Du leicht erkennen, dass der Wert für die durchschnittliche Cycle Time auf der linken Seite automatisch kleiner wird, wenn der Zähler des Bruches auf der rechten Seite verringert wird.

Den Work In Progress visualisieren

Zunächst einmal lässt sich Euer aktueller Work In Progress sehr einfach über Euer Kanban Board ablesen bzw. -zählen. Da er begrenzt ist, ist das auch nicht sonderlich viel Arbeit. Zugleich kann es jedoch auch hilfreich sein, einen historischen Verlauf zu visualisieren. Das kann beispielsweise hilfreich in Euren Kanban Retrospektiven sein, wenn Ihr ermitteln wollt, wo, wann und warum Ihr Euer WIP-Limit verletzt habt.

Fazit zum Work In Progress

Soviel von meiner Seite zum Thema Work In Progress. Ich hoffe, ich konnte Dir den Nutzen und die Vorteile dieser Kanban-Metrik vermitteln und wie sie Eurem Team dabei hilft, Euren Workflow zu steuern. Falls Du noch offene Fragen, Anregungen oder Kritik zum WIP (oder WIP-Limit) hast, schreib mir gerne einen Kommentar hier unten auf der Seite.