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Wenn es darum geht, Ziele zu formulieren, stößt man unweigerlich auf die weitverbreitete SMART-Formel. Um wirklich inspirierende und motivierende Ziele zu formulieren, ist dieses Akronym jedoch überhaupt nicht hilfreich. In diesem Beitrag stelle ich Dir deshalb die RESONANT-Formel als Alternative vor. Sie hilft Dir dabei, Ziele oder auch OKR zu formulieren, die Dich wirklich in Schwingung versetzen!

Inhaltsverzeichnis

Warum Du keine SMART-Ziele formulieren solltest

Es gibt zwei wichtige Gründe, warum Dir die SMART-Formel nicht dabei hilft, motivierende Ziele zu formulieren. Zum einen enthält das Akronym keine inspirierenden Elemente, die Motivation erzeugen könnten, und zum anderen ist es (mittlerweile) extrem mehrdeutig, sodass es Dir keine wirklich Orientierungshilfe mehr sein kann.

SMART enthält keine inspirierenden Elemente

Das Hauptproblem des SMART-Akronyms ist, dass es keinerlei inspirierenden oder motivierenden Aspekte berücksichtigt. Ein SMART-Ziel kann zwar Specific, Measurable, Achievable, Reasonable und Time-bond sein, aber das heißt noch lange nicht, dass es Dich in irgendeiner Form wirklich anspricht. Dabei ist gerade dieser Faktor besonders wichtig, wenn Du ein Ziel formulieren möchtest, dass Dich wirklich motiviert.

Nun könntest Du natürlich argumentieren, dass dieser Aspekt eine Selbstverständlichkeit wäre. Aber dann würde ich Dich im Gegenzug fragen, wozu Du dann überhaupt das SMART-Akronym benötigst, wenn Dir wichtige Merkmale von Zielen ohnehin schon klar sind.

SMART ist nicht (mehr) eindeutig

Der zweite wichtige Grund, warum Dir das SMART-Akronym nicht dabei hilft, Ziele zu formulieren, ist, dass es nicht eindeutig ist. Du brauchst nur einen Blick auf die vielen verschiedenen Bedeutungen werfen, die den fünf Buchstaben zugeschrieben werden können. Besonders das „A“ aus SMART kann dabei je Geschmack Appropriate, Accepted, Achievable, Agreed, Assignable, Actionable, Ambitious, Aligned, Aspirational, Attainable, Attractive oder As if now (wie bereits erreicht formuliert) bedeuten.

Ein derart schillerndes Akronym ist jedoch wenig hilfreich, wenn überhaupt nicht klar ist, was denn nun genau gemeint ist.

SMART-ZIele verwirren mehr als sie helfen

Ziele formulieren mit der RESONANT-Formel

Genauso wie bei der SMART-Formel handelt es sich bei resonanten Zielen um ein Akronym, das Dir dabei helfen soll, bessere Ziele zu formulieren. Allerdings lenkt es Deine Aufmerksamkeit stärker auf Aspekte, die für Inspiration und Motivation sorgen. Das Akronym RESONANT steht für:

  • Richtungsweisend
  • Erfolgversprechend
  • Selbstverpflichtung
  • Objektiv überprüfbar
  • Niveau

  • Affinität
  • Neue Perspektiven
  • Terminiert

Richtungsweisend

Jedes Ziel soll Dir (Deinem Team oder Deiner Organisation) eine Richtung geben. Sozusagen einen (gewünschten) Endzustand oder auch eine Vision definieren. Durch diesen ersten Aspekt stellst Du also sicher, das Du Dein Ziel positiv formulierst ist und es dadurch wie ein Wegweiser oder eine Landkarte funktioniert.

  • Wirf auch gerne einen Blick auf meinen Artikel über den Golden Circle. Dort kannst Du nachlesen, warum der Aspekt richtungsweisend eine der fünf Bedingungen für eine gute Unternehmensvision ist.

Erfolgversprechend

Formuliere Dein Ziel so, dass es eine Chance auf Erfolg gibt. Nichts ist demotivierender als ein Ziel, von dem Du schon weißt, dass es unerreichbar ist, bevor Du überhaupt angefangen hast. Andererseits sollte es gleichzeitig ausreichend Niveau haben (siehe unten) und eine Herausforderung für Dich darstellen. Denn nur dann, ist Dein Ziel so formuliert, dass es Flow erzeugen kann.

Ein erfolgversprechendes Ziel ist deshalb so formuliert, dass es zwar potenziell zu 100 % erreicht werden kann (wenn wirklich alles glatt läuft), aber auch eine Zielerreichung von 70 % schon ein gutes Ergebnis darstellt.

Selbstverpflichtung

Der einzige Mensch, der sich auf Dein Ziel verpflichten kann, bist Du selbst. Ziele, die Dir von anderen vorgesetzt werden und die nichts mit Dir zu tun haben, sind das Papier nicht wert, auf das sie geschrieben wurden.

Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass betriebliche oder wirtschaftliche Gründe im Dialog mit einer Führungskraft nicht in Betracht kommen dürfen oder sollen, wenn Ziele im unternehmerischen Kontext formuliert werden. Jedoch sollten Dir Deine eigenen Ziele nicht diktiert werden. Vielmehr ist es in diesen Situationen die Aufgabe von Führungskräften, übergeordnete Ziele zu formulieren, auf die Du dann mit Deinen eigenen, persönlichen bzw. individuellen Zielen einzahlen kannst.

  • Besonders hilfreich ist es in diesen Fällen, wenn übergeordnete Ziele nur das zu erreichende Ergebnis angeben und nicht den notwendigen Output festlegen, der erreicht werden soll. Wie das genau gelingen kann, erfährst Du in meinem Artikel Output vs. Outcome.

Objektiv überprüfbar

Flow und Motivation entstehen nur dann, wenn Dir klar ist, wie weit Du bereits vorangekommen bist, um Dein Ziel zu erreichen, und wo Du aktuell stehst. Deshalb spielen Metriken eine außerordentlich wichtige Rolle, um motivierende Ziele zu formulieren. Falls Du Objectives & Key Results verwendest, ist dieser Aspekt sogar bereits fest in der Methode verankert. Natürlich erfordert die Nutzung von Metriken ein gehöriges Maß an Übung, aber die Mühe lohnt sich in jedem Fall.

  • Auch im Evidence-Based Management spielt die Verwendung von Metriken eine wichtige Rolle. Besonders spannend ist hierbei die Zuordnung zu den vier sogenannten Key Value Areas Diese helfen Dir dabei, die passenden Metriken für Deine Herausforderung zu finden.

Niveau

Obwohl Du Dein Ziel so formulieren solltest, dass es prinzipiell erreichbar ist, muss es gleichzeitig ausreichend Niveau haben und eine Herausforderung für Dich darstellen.

Dein Vorhaben darf also weder zu leicht noch zu schwer für Dich sein.

Ein hohes Niveau Deines Ziels erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Du in den Flow kommst und somit immer ein klein wenig über Deinen derzeitigen Möglichkeiten und Fertigkeiten liegst. Du musst Dich also ein wenig strecken musst, um Dein Ziel zu erreichen.

Affinität

Affinität bedeutet, dass Du Deine Ziele so formulieren musst, dass sie im Einklang mit Deinen Werten, Vorstellungen, Wünschen und anderen Zielen stehen. Wenn Du diesen Aspekt missachtest, kommt es früher oder später zu Konflikten und Widersprüchen, die Du dann auflösen musst. Meistens gelingt das jedoch nur dann, wenn Du Dich von einem der sich gegenseitig widersprechenden Ziele trennst.

Um das bereits im Voraus zu vermeiden, solltest Du Dir deshalb die folgenden Fragen stellen, wenn Du Ziele formulierst:

  • Gibt es noch andere (übergeordnete) Ziele, die Deinem neuen Ziel widersprechen (könnten)?

  • Ist Dein Ziel das, was Deinen eigenen Wünschen und Werten entspricht?

  • Existieren „verdeckte Wünsche“, die Deinem Ziel widersprechen?

Neue Perspektiven eröffnen

Ziele sind immer dann besonders hilfreich, wenn sie keine Evergreens sind und nicht permanent wiederholt werden (müssen)

Wenn Du zum Beispiel eine Webseite betreibst, dann ist es wenig hilfreich, wenn Du Dir jeden Monat immer wieder vornimmst, mindestens 4 Blogartikel zu schreiben.

Wenn Du jedoch einen klaren, abgeschlossenen Zustand als Ziel formulierst, dann wird es Dir später leichter fallen, Dir ein neues, darauf aufbauendes Ziel zu setzen.

Formulie Ziele so, dass sie Dir neue Perspektiven eröffnen, wenn Du sie erreichst

Terminiert

Natürlich muss immer klar sein, bis wann Du ein Ziel erreichen möchtest. Dabei solltest Du darauf achten, dass der von Dir gewählte Zeitrahmen weder zu groß noch zu klein ist. Ist er zu groß, führt das einerseits dazu, dass Ziele unnötig aufgebläht werden und andererseits erhöht es die Wahrscheinlichkeit, dass Du es auf die lange Bank schiebst. Ist der von Dir gewählte Zeitraum jedoch zu klein, wird es Dir nicht gelingen, einen wirklichen Fortschritt zu erzielen.

Die meisten agilen Methoden wie Scrum oder OKR nutzen deshalb Zeiträume, die zwischen mindestens einer Woche und maximal drei Monaten liegen.

  • Einzige Ausnahme: Ist das formulierte Ziel ein strategisches Ziel, das in so weiter Ferne liegt, dass überhaupt noch nicht klar ist, wann (oder ob) es erreicht werden kann, kannst Du diesen Punkt auch auslassen. Allerdings benötigst Du näherliegende Etappenziele, die einen Schritt in die richtige Richtung darstellen.

Fazit

Die RESONANT-Formel hilft Dir dabei, Ziele zu formulieren, die mehr Inspiration und Motivation erzeugen können als das mit dem SMART-Akronym möglich wäre. Sicherlich wirst Du nicht immer für jedes Ziel alle Aspekte beachten können. Aber Du steckst Dir mit diesem Akronym einen hilfreichen Rahmen und gewöhnst Dir an, Deine Ziele aus vielen verschiedenen Perspektiven zu betrachten.