Gelegentlich kommt die Frage auf, ob man denn OKR benötige, wenn man doch schon Scrum praktiziere. (Oder umgekehrt.) Und natürlich ist die Antwort darauf, dass beides gut funktionierende, voneinander unabhängige Frameworks sind. Allerdings bietet die Kombination von OKR & Scrum einige Vorteile, die Du nicht ungenutzt verstreichen lassen solltest.
Welche das sind und wie Du Scrum mit OKR erfolgreich kombinieren kannst, erfährst Du in diesem Blogartikel.
Anknüpfungspunkte zwischen Scrum und OKR
Zunächst einmal ist es wichtig, festzuhalten, dass sowohl Scrum als auch OKR vollständig und “voll funktionsfähig” sind. Keinem der beiden Frameworks fehlt irgendetwas oder dergleichen. Die Kombination von OKR und Scrum ist lediglich eine besondere Art der Umsetzung.
Interessanterweise haben jedoch beide Frameworks bestimmte Elemente vom jeweils anderen übernommen. Scrum wurde 2020 um das Produktziel erweitert, während das OKR Framework den Aufbau des OKR-Zyklus von Scrum übernahm (und damit die Events einfach kopierte).
Das Produktziel in Scrum
Der Aufbau des OKR-Zyklus
OKR hingegen hat aus dem Scrum Framework die Struktur des Sprints übernommen. Ein OKR-Zyklus besteht (genauso wie in Scrum) aus Planning, Review und Retrospektive. Lediglich die Daily Scrums wurden aufgrund des längeren Zeitraums von 3 Monaten in Weeklys bzw. Bi-Weeklys verändert.
Wie und wann genau diese Ergänzung des OKR Frameworks erfolgte, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen. Fest steht lediglich, dass die OKR Events erst später hinzugekommen sind.
OKR und Scrum miteinander synchronisieren
Das Produktziel als OKR
Mit der letzten Aktualisierung des Scrum Guides im November 2020 ist das Produktziel in Scrum ergänzt worden:
Das Produktziel befindet sich im Product Backlog. Der Rest des Product Backlogs entsteht, um zu definieren, “was” das Produktziel erfüllt.
Wie immer macht das Scrum Framework also “recht dünne Angaben”. Aber genau deshalb ist es für Dich problemlos möglich, Dein Produktziel als OKR zu formulieren. Das hat im Vergleich zu anderen Möglichkeiten, ein Produktziel zu formulieren, durchaus seine Vorteile:
Hierarchie-Ebenen zur Strukturierung nutzen
Viele Tools wie Azure DevOps oder Jira bieten Dir Hierarchie-Ebenen wie Epics oder Features, die über normalen User Stories angeordnet sind. Sehr häufig werden gerade diese Ebenen aber ausschließlich für Programm-Features genutzt. (Darüber hinaus werden sie auch nur selten abgeschlossen und nur als Sammelbecken bzw. Container für Themengruppen verwendet.)
Allerdings lassen sich sich beide Ebenen relativ einfach in Objective bzw. Key Result umbenennen oder erweitern, sodass Du Deine User Stories sehr gut strukturieren und priorisieren kannst, indem Du sie verschiedenen Key Results zuordnest.
OKR erzeugen zeitlich begrenzte Produktziele
Durch den dreimonatigen OKR-Zyklus verändert sich auch die Nutzung des Produktziels. Denn der Scrum Guide verliert keinerlei Worte darüber, wann ein Produktziel erreicht sein soll. Ohne OKR könntest Du als Product Owner Dein Produktziel auch einfach so lange verfolgen, bis es erreicht ist. Das kann in manchen Fällen sogar durchaus sinnvoll sein.
Das OKR-Framework unterstützt Dich allerdings dabei, einen zeitlichen Fokus für Dein Produktziel zu setzen und Dir darüber klar zu werden, welche Ergebnisse Du in den nächsten drei Monaten erreichen möchtest.
Zusammenspiel von Sprintziel und Objective (Produktziel)
Ein weiterer Vorteil, den die gleichzeitige Verwendung von Scrum und OKR bietet, sind die zusätzlich vorhandenen Sprintziele.
Wenn Du so möchtest, wird Dein dreimonatiger OKR-Zyklus durch Scrum ja in weitere, kürzere Iterationen unterteilt. Mit Hilfe Deiner Sprintziele setzt Du Dir deshalb alle zwei Wochen ein neues Ziel, das auf Dein Objective einzahlen soll.
Auf diese Weise kannst Du Sprintziele dafür nutzen, um Dich an Dein übergeordnetes Objective bzw. Produktziel “heranzutasten” und gegebenenfalls Kurskorrekturen vorzunehmen, falls es notwendig ist.
OKR und Scrum Events in Einklang bringen
Wie bereits weiter oben erwähnt, ist der heute übliche OKR-Zyklus identisch mit dem Aufbau eines Scrum Zyklus bzw. Sprints. Beide Zyklen beginnen mit einem Planning und enden mit einer Review sowie der daran anschließenden Retrospektive.
Der Hauptunterschied besteht lediglich in der Länge des jeweiligen Zyklus: Während der OKR-Zyklus in der Regel 3 Monate dauert, sind Sprints mit maximal 1 Monat deutlich kürzer. Meistens sind sie sogar nur 2 Wochen lang. Daraus ergibt sich, dass jeder OKR-Zyklus zwischen 6 und 7 Sprints beinhaltet.
Ein weiterer Unterschied resultiert ebenfalls aus der unterschiedlichen Länge der Zyklen. Während der OKR Check-in meistens mit einem Weekly oder Bi-Weekly durchgeführt wird, wird in Scrum der Fortschritt hinsichtlich des Sprintziels täglich im Daily Scrum überprüft.
Um unnötige Dopplungen zu vermeiden, möchte ich Dir deshalb noch ein Beispiel geben, wie Du OKR Meetings und Scrum Events miteinander kombinieren bzw. ineinander aufgehen lassen kannst.
Beispiel für die Kombination von OKR und Scrum Events
Die OKR Meetings lassen sich sehr einfach mit den bereits vorhandenen Scrum Events synchronisieren. Dabei beginnst Du jedes Quartal ganz normal mit einem OKR-Planning und planst direkt anschließend den ersten Sprint des Quartals.
Die OKR Check-ins solltest Du als Teil Deiner Sprint Review durchführen, denn in diesem Scrum Event geht es ohnehin darum, den Fortschritt Deines Produktziels zu überprüfen.
Um unnötige Dopplungen zu vermeiden, führst Du Deine OKR Review bzw. Retrospektive in den ohnehin geplanten Scrum Events des letzten Sprints Deines Quartals durch.
Du erweiterst also in der letzten Sprint Review bzw. Retrospektive eines Quartals einfach den zeitlichen Rahmen auf 3 Monate und führst die Events nicht mehrfach durch.
Ein kleiner Nachteil dieses Vorgehens ist allerdings, dass das Ende des letzten Sprints nicht immer genau deckungsgleich mit dem Ende des Quartals ist. Persönlich halte ich dieses “Problem” allerdings für verschmerzbar.
Fazit
Wie Du siehst, hat die Kombination von Scrum und OKR eine Menge Vorteile und ist in der Praxis tatsächlich gar nicht so schwer, wie vielleicht gedacht. Falls Du noch Fragen, Ideen, Anregungen oder Kritik zu diesem Artikel hast, freue ich mich wie immer über Dein Feedback in den Kommentaren.