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Moving Motivators ist ein interaktives Spiel aus dem Management 3.0 von Jurgen Appelo. Das Spiel hilft Dir dabei, unterschiedliche (extrinsische und intrinsische) Motivatoren in Deinem Team für alle sicht- und vor allem besprechbar zu machen. Damit Du dieses Spiel im Rahmen einer Retrospektive umsetzen kannst, habe ich die offiziellen Spielregeln ein klein wenig angepasst.

Was sind Moving Motivators?

Jurgen Appelo hat mit den Moving Motivators zehn verschiedene Motivatoren definiert, die (lose) auf den Werken von Daniel Pink, Steven Reiss, und Edward Deci basieren. Ihre Anfangsbuchstaben ergeben das Akronym CHAMPFROGS:

  • Curiosity

  • Honor

  • Acceptance

  • Mastery

  • Purpose

  • Freedom

  • Relatedness

  • Order

  • Goal

  • Status

Mit den Moving Motivators eine Retrospektive gestalten

Die Moving-Motivator-Retrospektive gliedert sich in drei aufeinander folgende Phasen.

Phase 1: Individuelle Reihenfolge festlegen

In der ersten Phase dieser Retrospektive lässt Du zunächst jedes Teammitglied seine zehn Moving Motivators in eine individuelle Reihenfolge bringen. Dabei steht der wichtigste Motivator ganz rechts (und zählt 10 Punkte), während der Motivator, der am unwichtigsten ist, ganz links auf die Skala steht (und 1 Punkt zählt).

Drei Dinge sind in dieser ersten Phase besonders wichtig:

  • Erstens werden die Moving Motivators zunächst nicht weiter erklärt. Deine Teamkollegen müssen deshalb zunächst nur mit den kurzen Beschreibungen auf jeder Karte auskommen.

  • Zweitens wird während dieser Phase nicht gesprochen. Jeder Teammitglied soll sich also zunächst einmal selbst Gedanken darüber machen, was es unter den Begriffen versteht und wie es die Moving Motivators für sich persönlich priorisiert.

  • Drittens darf es keine Doppel-Belegungen geben. Jeder muss sich für eine Reihenfolge von 1 (gar nicht wichtig) bis 10 (sehr wichtig) entscheiden.

Moving Motivators - Individuelle Reihenfolge

Hat jedes Teammitglied seine Reihenfolge festgelegt, gibst Du Deinem gesamten Team Gelegenheit, sich die Reihenfolge der Moving Motivators aller anderen Teamkollegen anzuschauen. Jeder kann nun bei seinen Teamkollegen nachfragen. Beispielsweise: „Warum hast Du Curiosity über Mastery angeordnet? Damit hätte ich ja nicht gerechnet!“ Es werden also keine persönlichen Reihenfolgen vorgestellt.

Vielleicht entdeckt ja jemand im Team auch bereits Muster oder Moving Motivators, die im gesamten Team besonders stark vertreten sind? Am Ende dieser Phase entsteht in der Regel ein erstes spannendes Gespräch über die Bedeutung der einzelnen Motivatoren. (Da sie vorab nicht erklärt wurden, war der Interpretationsspielraum entsprechend groß.)

Am Ende der ersten Phase gibst Du jedem Teammitglied die Gelegenheit, seine persönliche Reihenfolge noch einmal zu verändern, falls sich durch das vorherige Gespräch neue Erkenntnisse ergeben haben.

Phase 2: Wie wurden Deine 3 wichtigsten Moving Motivators in der letzten Iteration beeinflusst?

Haben alle Teilnehmer ihre Reihenfolge angepasst, stellst Du ihnen nun die folgende Frage:

Wie wurden Deine drei wichtigsten Moving Motivators in der letzten Iteration beeinflusst?

Wurde ein Motivator durch bestimmte Ereignisse positiv beeinflusst, wird er nach oben verschoben. Wurde er hingegen negativ beeinflusst, wird er nach unten verschoben.

Je nachdem wie stark ein Moving Motivator beeinflusst wurde, kann er höher oder tiefer verschoben werden, wodurch Abstufungen sichtbar werden.

Sprecht über die Gründe

Sprecht gemeinsam über die Gründe, warum bestimmte Moving Motivators positiv oder negativ beeinflusst wurden. Dadurch könnt Ihr jede Menge Themen sammeln, die Euch dabei helfen, die Motivation jedes einzelnen Teammitglieds in Zukunft positiv zu beeinflussen. (Darüber hinaus könnt Ihr so auch echte Motivationskiller entdecken.)

Phase 3: Haltet Maßnahmen fest und ermittelt die Top 3 Motivatoren des gesamten Teams

In der dritten und letzten Phase haltet Ihr gemeinsam fest, was Ihr unternehmen könnt, um die Motivation Eurer Teammitglieder möglichst hoch zu halten. (Beispielsweise mit Hilfe der Starfish-Methode.)

Außerdem solltest Du als Agile Coach (nach der Retrospektive) ermitteln, welches die wichtigsten Moving Motivators für das gesamte Team sind. Dazu addierst Du einfach die einzelnen Zahlenwerte pro Teammitglied und erhältst so für jeden Moving Motivator einen Zahlenwert, der (grob) widerspiegelt, wie wichtig er im gesamten Team ist.

Das ist zwar keine „hoch-wissenschaftliche“ Methodik, aber gibt Dir als Agile Coach oder Scrum Master trotzdem gute Anhaltspunkte, welche Motivationsfaktoren in Deinem Team besonders wichtig sind. Wenn Du magst, kannst Du diese Ergebnisse auch für einen späteren Workshop nutzen, um gemeinsam mit dem Team zu besprechen, welche Maßnahmen denkbar sind, um die Motivation im gesamten Team weiter zu fördern. (Auch hier empfehle ich Dir, den Workshop auf die Top 3 Motivatoren zu beschränken.)

Moving Motivators – Vorlagen

Für eine analoge Retrospektive vor Ort kannst Du hübsche Pappkarten der Moving Motivators im Webshop von Management 3.0 käuflich erwerben. Die Karten sind in einer kleinen Pappschachtel, sodass sie jeder am Ende der Retrospektive mit nach Hause nehmen kann.

Führst Du die Retrospektive remote durch, gibt es auch hier einige Vorlagen. Teilweise musst Du sie jedoch (mehr oder weniger stark) überarbeiten, damit Du die Retrospektive so durchführen kannst, wie ich sie Dir hier vorgestellt habe.

Fazit zur Moving-Motivators-Retrospektive

Ich habe diese Form der Retrospektive bereits mit jedem meiner Teams durchgeführt. Auch wenn sie beim Lesen vielleicht ein wenig unspannend erscheint, wirst Du überrascht sein, welche spannenden Erkenntnisse durch die Moving Motivators zu Tage treten werden.

Sie eignet sich ganz besonders zu Beginn der gemeinsamen Arbeit (Stichwort Teamphasen). Jedoch auch, wenn Du als Agile Coach den Eindruck hast, dass in Deinem Team „gerade irgendwie die Luft raus ist“.