Im Alltag benutzen wir die Begriffe Kooperation und Kollaboration meistens nahezu gleichbedeutend. Bei genauerer Betrachtung handelt es sich jedoch um zwei sehr unterschiedliche Arbeitsweisen, die je nach Kontext sinnvoll sein können (oder eben nicht). Besonders für Innovationsteams ist Kollaboration der Kooperation allerdings überlegen, weil ihre Arbeit unter besonderen Bedingungen stattfindet. Warum das so ist, erfährst Du in diesem Artikel.
Wie unterscheiden sich Kooperation und Kollaboration?
Kooperation
Kooperation entsteht dann, wenn Arbeit in unterschiedliche Teilaspekte oder Unteraufgaben aufgesplittet wird, die anschließend individuell bearbeitet werden. Während der Arbeit selbst müssen sich die Mitglieder eines Teams deshalb nur gelegentlich austauschen oder abstimmen.
Die individuellen Ergebnisse werden erst am Ende zusammengeführt, sodass sich erst zum Schluss ein Ganzes ergibt.
Im Gegensatz zu Kollaboration basiert Kooperation auf Arbeitsteilung. Synergieeffekte sind zwar prinzipiell möglich, aber kein notwendiges Kriterium von Kooperation.
Kollaboration
Kollaboration entsteht durch selbstorganisierte bzw. selbstgesteuerte, interaktive Austauschprozesse, weil gleichzeitig und gemeinsam an einem Thema gearbeitet wird. Im Gegensatz zu Kooperation fußt Kollaboration deshalb auf einer sehr geringen (oder gar keiner) Arbeitsteilung.
Wenn Teammitglieder kollaborativ arbeiten, müssen Ergebnisse auch nicht abschließend zusammengeführt werden, da Kollaboration ein ko-konstruktiver Prozess ist.
Synergieeffekte, die durch diesen ko-kreativen Prozess entstehen, sind deshalb ein fester Bestandteil von Kollaboration.
Wann ist Kollaboration notwendig und wann reicht Kooperation?
Genauso wie es falsch ist, zu behaupten, dass agiles Arbeiten generell “besser” ist als klassisches Projektmanagement, können wir nicht sagen, dass Kollaboration immer “besser” als Kooperation ist. Welche Arbeitsform sinnvoller ist, hängt von einigen Faktoren ab, auf die ich kurz eingehen möchte.
Wissensteilung vs. Wissensgenerierung
Falls wir für eine Herausforderung oder Aufgabe bereits das notwendige Wissen und Know-how besitzen, ist es durchaus sinnvoll, dass die Erledigung durch einen Spezialisten erfolgt. In diesem Fall ergibt Kooperation durch Arbeits- bzw. Wissensteilung also durchaus Sinn.
Anders verhält es sich hingegen, wenn wir vor Herausforderungen stehen, bei denen wir uns das notwendige Know-how erst erarbeiten müssen (Wissensgenerierung). Diese Art von Herausforderung macht eine fortlaufende Adaption unserer Herangehensweise notwendig und deshalb auch einen permanenten, interaktiven Austauschprozess aller Beteiligten durch Kollaboration.
Komplexität
Komplexe Herausforderungen bringen genau diesen Aspekt der Wissensgenerierung mit sich, denn die Ursache-Wirkungs-Beziehung ist immer erst im Nachhinein zu erkennen. Komplexität erfordert deshalb auch die erwähnte fortlaufende Anpassung und den permanenten, interaktiven Austauschprozess durch Kollaboration.
Nachteile durch Arbeitsteilung
Auch wenn Kooperation in bestimmten Situationen durchaus Sinn ergeben kann, bringt sie langfristig einige Nachteile mit sich.
Abhängigkeiten und Flaschenhälse durch Spezialisten
Wenn immer die gleichen Teammitglieder Aufgaben aus bestimmten Wissensbereichen bearbeiten, fördern wir ihre Entwicklung zu echten Spezialisten. Langfristig sind sie dann jedoch irgendwann die einzigen, die sich überhaut mit einem Thema auskennen. Ihr Know-how wird damit zu einer Wissensinsel.
Durch Kooperation entsteht deshalb der Nachteil, dass Teammitglieder zu echten Flaschenhälsen werden und Abhängigkeiten entstehen. Kollaboration hingegen verursacht diesen Nachteil nicht, da sie dafür sorgt, dass Know-how zu einem Themenbereich möglichst weit in einem Team verbreitet ist.
Fazit
Wie Du siehst, stecken bei näherer Betrachtung bedeutsame Unterschiede hinter den Begriffen Kooperation und Kollaboration. Und auch wenn für Innovationsteams (aufgrund der hohen Komplexität) meistens kollaboratives Arbeiten der sinnvollere Ansatz ist, bedeutet das nicht, dass dies immer auch für alle anderen Teams gelten muss.
Außerdem musst Du in Betracht ziehen, dass der Übergang zwischen beiden Arbeitsformen fließend ist und sich beide durchaus auch untereinander abwechseln können. Die Kunst besteht also vielmehr darin, die jeweils passende Arbeitsform für die aktuelle Herausforderung bzw. Situation auszuwählen.
Falls Du Dich intensiver mit diesem Thema auseinandersetzen möchtest, empfehle ich Dir einen Blick in das Buch von Prof. Dr. Stefan Bornemann, in dem die Zusammenhänge zwischen Kooperation & Kollaboration und innovativer Teamarbeit wissenschaftlich beleuchtet werden. (Ein Großteil des Buches besteht jedoch aus einer wissenschaftlichen Studie zu diesem Thema und deshalb liest es sich nicht so leicht und eingängig wie ein Fach- bzw. Sachbuch.)