Zuweilen kann es ganz schön schwierig sein, gemeinsam im Team Entscheidungen zu treffen. Das gilt insbesondere dann, wenn Dein Team recht groß oder besonders heterogen ist. (Also beispielsweise bei interdisziplinären Teams.) In diesem Artikel stelle ich Dir das Prinzip des Konsent aus der Soziokratie vor, das Euch dabei hilft, auch schwierigere Entscheidungen im Team zu treffen.
Möglichkeiten, um Entscheidungen im Team zu Treffen
Konsens vs. Konsent
Im Gegensatz zum Konsens gilt beim Konsent eine Entscheidung dann als getroffen, wenn niemand einen (begründeten) Einwand gegen einen gemachten Entscheidungsvorschlag hat.
Dieses Prinzip erleichtert es Deinem Team ungemein, Entscheidungen zu treffen, weil nicht mehr alle dafür (Konsens) sein müssen. Es reicht vollkommen aus, wenn niemand mehr dagegen (Konsent) ist. Denn gerade bei komplexen Herausforderungen ist es ungemein schwierig, einen Entscheidungsvorschlag zu unterbreiten, den alle Teammitglieder gleichermaßen befürworten.
Durch dieses Prinzip vergrößert ein Konsent im Vergleich zum Konsens die gemeinsame geteilte Schnittmenge an Möglichkeiten bzw. akzeptablen Lösungen.
Ein Konsent ermöglicht schnelle Entscheidungen (auf Zeit)
Ein Konsent ermöglicht es Deinem Team, schnelle Entscheidungen zu treffen, weil ein Lösungsvorschlag auch dann als angenommen gilt, wenn nicht alle “Hurra!” rufen. Deshalb ist ein Konsent natürlich oft auch nur eine Minimallösung. (Häufig wird diese Lösung auch mit “Good enough for now” bzw. “Save enough to try” beschrieben.)
Dadurch löst ein Konsent die häufig anzutreffenden Blockaden auf, mit einem bestimmten Vorhaben überhaupt zu beginnen, eben weil er eine Minimallösung ist. (Außerdem spricht ja auch nichts dagegen, eine bessere Lösung umzusetzen, sobald diese gefunden wurde.) Das Konsent-Prinzip vermeidet jedoch, dass eine Entscheidung immer wieder vertagt werden muss und nie mit einer wichtigen Veränderung begonnen wird.
Darüber hinaus ist ein Konsent immer nur solange gültig, bis neue (begründete) Einwände entstehen. Sobald diese von einem Teammitglied erhoben werden, müssen sie von Deinem Team gemeinsam in einen neuen Lösungsvorschlag eingearbeitet werden.
Was sind Einwände?
Ein Einwand gegen einen gemachten Lösungsvorschlag offenbart Informationen über unbeabsichtigte Folgen oder Verbesserungsmöglichkeiten. In der Regel beziehen sich Einwände auf einen der drei Bereiche Effektivität, Effizienz oder Seiteneffekte.
Einwand vs. Bedenken
Die Soziokratie 3.0 unterscheidet zwischen Einwänden und Bedenken. Einwände sind Argumente, die gegen einen Lösungsvorschlag sprechen. Bedenken hingegen sind eine Annahme, dass negative Effekte oder ähnliches eintreten könnten. Sie verhindern (im Gegensatz zum Einwand) jedoch nicht den Konsent.
Einwände sind kein Veto
Einwände gegen einen Lösungsvorschlag sind kein Veto.
Aus diesem Grund wird bei der Abstimmung zu einem Lösungsvorschlag ein Einwand oft auch mit leicht gewölbten, nach oben offenen Handflächen signalisiert. (So als würde man ein Geschenk überreichen.)
Es ist nun die Aufgabe aller Teammitglieder, die Informationen aus diesem Einwand in einen neuen Vorschlag einzuarbeiten, für den dann wieder ein Konsent hergestellt werden kann.

Verbindlichkeit des Konsent
Der Konsent ist für alle Teammitglieder verbindlich. Allerdings ist er das auch nur so lange, bis neue Einwände vorgebracht werden, die in eine angepasste Lösung eingearbeitet werden müssen. Auf diese Weise ermöglicht der Konsent Deinem Team, auch bei schwierigen Themen Entscheidungen zu treffen, die sich im Verlauf der Zeit immer weiter verbessern lassen.