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In der agilen Produktentwicklung sind User Stories nicht mehr wegzudenken. Und so gut sie auch sind, gibt es doch Alternativen, die es Dir und Deinem Team ermöglichen, einen noch stärkeren Fokus auf die Aufgaben Deiner Kunden zu legen. Mit Job Stories erfasst Du den Kontext, in dem die Aufgaben Deiner Zielgruppe stattfinden. In diesem Artikel zeige ich Dir, wie Du gute Job Stories formulieren kannst und was Du dabei beachten solltest.

Was ist das Problem mit User Stories?

Das grundsätzliche Problem an User Stories ist, dass sie – wie der Name bereits sagt – in erster Linie über den User sprechen. Der Gedanke ist also: Wenn Du weißt, wer bestimmte Dinge erledigen möchte, weißt Du auch, wie Du bestimmte Features oder Merkmale Deines Produktes oder Deines Services designen musst. Der Nachteil dieses Ansatzes ist es jedoch, dass es mitunter gar nicht der ausschlaggebende Punkt ist, wer etwas erreichen möchte, sondern wann, wo oder wie jemand etwas erledigen möchte. Es geht also vielmehr um die Umstände, unter denen etwas erledigt werden soll, und die Motivation, die dahinter steckt. Die Frage, wer etwas erledigen möchte, spielt eine eher untergeordnete Rolle.

Selbst dann, wenn Du eine Persona für eine bestimmte User-Rolle erarbeitest, hilft Dir diese nicht unbedingt weiter. Lediglich für den Fall, dass die Umgebung, in der sich diese Persona befindet, konstant und somit immer gleich ist.

Diesen Umstand kannst Du auch sehr gut daran erkennen, dass es für Dein Team irgendwann absolut nervtötend ist, wenn zwanzig User Stories hintereinander mit “Als App-User möchte ich…” beginnen. Denn in der Regel wird der Nutzer einer App immer der gleiche bleiben, aber die Situation und der Kontext, in dem er oder sie etwas erreichen möchte, verändert sich und hat großen Einfluss darauf, wie ein Feature gestaltet werden sollte.

Wie funktionieren Job Stories?

Jobs Stories verschieben den Fokus von der User-Rolle hin zur konkreten Situation in der ein bestimmter Job erledigt werden soll. Deshalb ist der Aufbau einer Job Story:

Das könnte dann etwa folgendermaßen lauten:

Wenn sich [ein wichtiger neuer Kunde registriert], dann möchte ich darüber [informiert werden], damit ich [ein Gespräch mit ihm beginnen] kann.

Verknüpfung von Job Stages und Micro Jobs in Job Stories

Falls Du mit einer sogenannten Job Map arbeitest, dann wirst Du in der Situation sein, dass Du eine große Vielzahl kleinerer Aufgaben (sogenannte Micro Jobs) identifiziert hast, die allesamt zu einer übergeordneten [Job Stage] (oder einem Job Step) gehören. Wenn Du etwa ein [Geschäftsmodell entwickeln] möchtest, ist ein [Micro Job] davon, die [Machbarkeit bestimmen] zu können.

Das Zusammenspiel von Job Stage und Micro Job ist dabei vergleichbar mit der von Feature und User Story. Allerdings mit dem großen Vorteil, dass auch die Job Stage kundenzentriert ist, während die Kategorie Feature bereits einen starken Produktfokus erzeugt. (Geht man also von der Ebene User Story eine Ebene nach oben, befindet man sich direkt auf der Produktseite.)

Aufbau einer Job Story

Den Aufbau einer Job Story, die Job Stages und Micro Jobs miteinander kombiniert, habe ich hier einmal schematisch für Dich dargestellt. Der Kontext bezieht sich auf die übergeordnete Job Stage, welche wiederum beide gemeinsam den Rahmen für den konkreten Micro Job erzeugen.

Beispiel für eine (umfangreiche) Job Story

Hier einmal ein Beispiel für eine Job Story, die ich für die Entwicklung eines Kursmoduls genutzt habe:

Wenn ich [meinen Markt & meine Branche (besser) verstehen möchte], während ich [derzeit noch keine Maßstäbe habe, mit denen ich strategische Tools und Werkzeuge beurteilen kann] + [erst damit beginne, mich mit dem Thema Wardley Maps zu beschäftigen], dann muss ich [die Merkmale von Karten verstehen], damit ich [ein klares Verständnis von der Funktionsweise von Wardley Maps erhalte] + [erkennen kann, warum andere Tools, denen diese Merkmale fehlen, nicht hilfreich sind].

Wie Du sehen kannst, ist es auch möglich, mehrere Aspekte zur Situation über eine Job Story festzuhalten oder auch mehrere Outcomes sichtbar zu machen. (Dadurch wird die Job Story zugegebenermaßen ein wenig umfangreich.)

Der Aufwand, den Du dabei hast, eine solche Job Story zu formulieren, lohnt sich jedoch, denn so erhältst Du ein sehr klares Bild über den Job to Be Done Deiner Zielgruppe.

Wenn Du es ein wenig übersichtlicher und einfacher haben möchtest, kannst Du Dir auch ein einfaches Canvas auf ein Whiteboard zeichnen und es mit PostIt’s befüllen. Gerade für die gemeinsame Erarbeitung einer Job Story kann ein solches Canvas sehr hilfreich sein.