Vor einigen Jahren hat der Internetgigant Google eine Studie darüber durchgeführt, was die Schlüsselfaktoren für erfolgreiche Teamarbeit sind. Dabei haben sich fünf wichtige Faktoren herauskristallisiert, von denen Psychologische Sicherheit den größten Einfluss auf den Erfolg eines Teams hat.
Die Ergebnisse dieser Studie sind vor allem interessant, weil sie deutlich zeigen, dass es gar nicht so wichtig ist, wer in einem Team ist, sondern dass es eine viel größere Rolle spielt, wie die Teammitglieder miteinander interagieren. Insofern bestätigt die Google-Studie das, was sowohl Meredith Belbin mit seinen Teamrollen als auch Olaf-Axel Burow mit seiner Forschung über Team Flow und Kreative Felder hervorgehoben haben:
Herausragende Fähigkeiten einzelner sind weniger wichtig, als wir das selbst oft glauben (möchten).
Der Unterschied zwischen Teams & Arbeitsgruppen
In der Studie unterscheidet Google dabei zwischen Teams und Arbeitsgruppen.
Faktor 1: Psychologische Sicherheit
Nach Googles Studie ist Psychologische Sicherheit der Faktor mit dem größten Einfluss auf erfolgreiche Teamarbeit.
Mit Psychologischer Sicherheit ist gemeint, dass jedes Teammitglied das Gefühl haben muss, Dinge fragen (oder sagen) zu können, ohne dass es damit ein zwischenmenschliches Risiko eingeht.
Beispielsweise dass es Fehler machen kann, ohne innerhalb des Teams als inkompetent dargestellt zu werden.
Mögliche Maßnahmen für mehr Psychologische Sicherheit
Amy Edmondson gibt drei Vorschläge, die Du als Führungskraft umsetzen kannst, um Psychologische Sicherheit zu fördern und dadurch auch den Weg für erfolgreiche Teamarbeit zu ebnen.
Tipp 1: Frame Herausforderungen als Lernproblem
Wenn Du eine Führungskraft bist, mache deutlich, dass viele unsichere Faktoren Einfluss auf den Erfolg eines Teams haben. Es gibt wird also immer Bereiche bei einer Aufgabe geben, die (noch) nicht vollkommen klar sind. Deshalb zählt jeder individuelle Beitrag. Komplexe Herausforderungen sind also kein Umsetzungs- sondern ein Lern-Problem.
Tipp 2: Erkenne Deine eigene Fehlbarkeit an
Erkenne Deine eigene Fehlbarkeit an und gestehe Dir und anderen ein, dass Du als Leader auf Deine Teammitglieder angewiesen bist (und nicht umgekehrt). Weise mit einfachen Äußerungen immer wieder darauf hin: “Vielleicht habe ich etwas übersehen.”
Tipp 3: Nutze Fragen, um Beteiligung zu fördern
Erzeuge Neugierde, indem Du viele Fragen stellst. Fragen zu stellen macht es für Deine Teammitglieder einfacher, einen Beitrag beizusteuern. Denn durch Fragen aus echter Neugierte und Interesse zeigst Du, dass Dir die Beiträge Deiner Mitarbeiter wichtig sind.
Humble Inquiry als Haltung für mehr Psychologische Sicherheit
Falls Dir diese drei Tipps von Amy Edmondson bekannt vorkommen, mag das eventuell daran liegen, dass Du Dich bereits mit Edgar Scheins Methode Humble Inquiry beschäftigt hast.
Auch hier geht es als Leader darum, Demut (Humility) zu zeigen, da Du nicht alles wissen kannst und somit abhängig von Deinen Mitarbeitern bist.
Denn erst durch Fragen (Inquiry) wird eine Atmosphäre des Vertrauens erzeugt.

Faktor 2: Verlässlichkeit
Der zweitwichtigste Grund für erfolgreiche Teamarbeit ist Verlässlichkeit. Nur in den Teams, in denen wir uns darauf verlassen können, dass alle ihr Bestes geben, um ihre Ergebnisse termingerecht abzuliefern, wird Großes geleistet. Wenn Prioritäten von Projekten unklar sind oder der Arbeitsfortschritt nur diffus wiedergegeben werden kann, ist das manchmal ein Zeichen dafür, dass Deine Team-Kollegen mit der Arbeit nicht voran kommen.
In erfolgreichen Teams ist es in der Regel so, dass einzelne Teammitglieder ihren Arbeitsstand proaktiv an die anderen Mitglieder kommunizieren – auch bei Verzögerungen oder Schwierigkeiten. In Scrum geschieht das beispielsweise im Daily Scrum, einem täglichen Treffen der Entwickler für maximal 15 Minuten.
Faktor 3: Struktur und Klarheit
Für den Erfolg eines Teams ist es außerdem notwendig, dass die nächsten Schritte, die zu tun sind, immer klar sind. Das bezieht sich auf den gesamten Bereich von Zielen, Rollen und Plänen, die ein Projekt betreffen. Nicht umsonst ist unmittelbares Feedback auch ein wichtiger Faktor dafür Flow auf der Arbeit zu erleben. Flow wiederum ist ein Anzeichen von höchster Konzentration und Höchstleistung.
Faktor 4: Bedeutung (Meaning)
Damit erfolgreiches Teamwork möglich wird, müssen die einzelnen Mitglieder der Arbeit selbst (oder dem Endergebnis) Bedeutung beimessen. Das ist ein ganz persönlicher und individueller Aspekt und kann deshalb natürlich bei jedem Teammitglied anders sein. Aber nur dadurch ist gewährleistet, dass wir uns durch Teamwork selbst verwirklichen können. Und Selbstverwirklichung kann ein ungemein motivierendes Element bei der Arbeit sein.
Faktor 5: Wirkung (Impact)
Der fünfte und letzte Faktor für erfolgreiche Teamarbeit ist Wirkung. Denn nur wenn wir glauben, dass unsere Arbeit etwas verändert, fühlen wir uns motiviert und erbringen eine hohe Leistung. Insofern unterscheidet sich dieser Faktor von dem vorgenannten Aspekt Bedeutung. Hier geht es vielmehr darum, dass wir die Gewissheit haben müssen, dass unsere Arbeit einen Unterschied macht und unser fertiges Endergebnis auch tatsächlich genutzt wird.
Link zu Google-Studie
Mehr Informationen zur Google-Studie findest Du unter: https://rework.withgoogle.com/blog/five-keys-to-a-successful-google-team/