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Akzeptanzkriterien helfen Euch dabei zu erklären, wann eine User Story (von allen Beteiligten) alle notwendigen Anforderungen erfüllt. User Stories bringen es mit sich, dass sie zunächst relativ ungenau sind, wenn es um die exakte Ausgestaltung einer neuen Funktion geht. Das ist auch durchaus gewollt, da dieser Zustand den Entwicklern Deines Scrum Teams mehr Freiheiten gibt, eine bestimmte Funktion umzusetzen. Allerdings möchten Entwickler verständlicherweise wissen, was diese Funktion nun genau tun soll und woran gemessen wird, ob eine User Story erfolgreich von ihnen umgesetzt wurde.

Akzeptanzkriterien (gemeinsam) festlegen

Im Optimalfall entstehen Akzeptanzkriterien während Eures gemeinsamen Product Backlog Refinements, also durch den gemeinsamen Austausch zwischen Product Owner und Entwicklern (sowie eventuell anwesender Stakeholder).

Keinesfalls sollten Du sie als Product Owner vorab (allein) mit Deinem Kunden aushandeln, ohne dabei die Entwickler mit einzubeziehen. Denn auf diese Weise beraubt Ihr Euch der Möglichkeit, kreative Lösung für Kundenprobleme zu entwickeln. In solchen Fällen geht es für Entwickler nämlich später nur noch darum, spezifizierte Anforderungen exakt so umzusetzen, wie sie zuvor (durch andere) definiert wurden.
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Erstellt Ihr in Eurem Team gemeinsam Akzeptanzkriterien oder werden sie Euch vorgegeben? Wie sind Eure Erfahrungen damit?x

Beispiel für Akzeptanzkriterien

Nehmen wir einmal folgende User Story als Beispiel:

Als Kassenpatient möchte ich Fotos und Screenshots von meinem Krankenschein an meine Krankenkasse übermitteln können, damit ich diese nicht mehr per Brief versenden muss.

Dann könnten folgende Akzeptanzkriterien dafür denkbar sein:

  • Der Upload funktioniert mit den Formaten jpeg, png und webp.

  • Hochgeladene Bilder werden (automatisch) auf maximal 2MB verkleinert, um Platz auf unserem Server zu sparen.

  • Der Upload ist sowohl über den Browser als auch über unsere App möglich.

  • Der Upload wird von allen gängigen Browsern (Chrome, Firefox & Safari) unterstützt.

Vorteile von Akzeptanzkriterien

Die Ausgestaltung einer User Story mit Hilfe von Akzeptanzkriterien bringt diverse Vorteile mit sich:

  • Mehr Klarheit darüber, was zu tun ist, um eine User Story umzusetzen (Sprint-Readiness)

  • Besseres Testen von User Stories

  • Leichteres Schätzen von User Stories

  • Splitten von User Stories

Sprint-Readiness

Akzeptanzkriterien können Deinem Team dabei helfen, eine User Story (oder auch ein anderes Product Backlog Item) sprint-ready zu machen. Denn wenn Ihr Euch im Refinement gemeinsam auf Akzeptanzkriterien einigt, wird allen Beteiligten klarer, was die User Story für Eure Nutzer (konkret) bewirken soll und wie sie in Eurem Produkt als Funktion ausgestaltet werden muss.

Erst wenn dieser Zustand hergestellt ist, ist eine User Story bereit (ready) für einen Sprint.

Manche Teams formulieren dazu auch eine sogenannte Definition of Ready und legen darin fest, dass eine User Story Akzeptanzkriterien besitzen muss. Allerdings solltet Ihr dieses Vorgehen mit Vorsicht genießen, da dies innerhalb Eures Teams schnell zu Wasserfall-Denken führen kann.

Testen von User Stories

Akzeptanzkriterien sind ebenfalls hilfreich, wenn es darum geht, User Stories zu testen. Denn nur wenn den Entwicklern Deines Teams genau klar ist, was eine neue Funktion in Eurem Produkt konkret leisten soll, wissen sie auch, wie sie diese Funktion testen können.

Schätzen von User Stories

Die Konkretisierung einer User Story durch Akzeptanzkriterien hilft Euch bei Eurem Refinement außerdem dabei, eine Gefühl für den Aufwand einer User Story zu erhalten. Ohne klare Akzeptanzkriterien lässt sich eine User Story in der Regel gar nicht mit Hilfe von Story Points schätzen.

Splitten von User Stories

Akzeptanzkriterien können Euch auch dabei helfen, große User Stories zu splitten und daraus mehrere, kleinere User Stories zu erstellen.

Nehmen wir dazu noch einmal die obige Beispiel-User-Story Krankenschein-übermitteln zu Hilfe. Eines der Akzeptanzkriterien lautet:

  • Hochgeladene Bilder werden (automatisch) auf maximal 2MB verkleinert, um Platz auf unserem Server zu sparen.

Falls Ihr in Eurem Refinement feststellt, dass dieses Kriterium Eure User Story zu groß für einen einzigen Sprint macht, wäre es möglich, in einem ersten Schritt darauf zu verzichten und daraus eine neue User Story zu machen. Diese könnte dann folgendermaßen lauten:

Als Kassenpatient möchte ich, dass von mir hochgeladene Bilder automatisch verkleinert werden, damit ich sie vor dem Upload nicht manuell mit einem Grafikprogramm verkleinern muss.

Akzeptanzkriterien vs. Definition of Done

Akzeptanzkriterien werden gerne mit der Definition of Done (auch kurz DoD) verwechselt. (Und tatsächlich sind sie sich auch sehr ähnlich.)

Der wichtigste Unterschied besteht darin, dass Akzeptanzkriterien sich auf eine einzelne User Story beziehen (und diese konkretisieren), während die Definition of Done global für alle Product Backlog Items gilt.

Um das Ganze noch zu verkomplizieren, halten viele Scrum Teams in ihrer DoD folgenden Punkt fest:

  • Alle Akzeptanzkriterien einer User Story sind erfüllt.

Die Definition of Done legt in diesem Fall fest, dass eine User Story nur dann wirklich fertig ist, wenn alle Akzeptanzkriterien erfüllt sind. Welche das jedoch genau sind, wird erst durch die konkreten Akzeptanzkriterien jeder User Story festgelegt.

Neben erfüllten Akzeptanzkriterien enthält eine Definition of Done meist noch weitere Punkte. Wie beispielsweise:

  • Die User Story wird durch automatisierte Tests geprüft, die keinen Fehler erzeugen.

  • Die neue Funktion ist im Kunden-Wiki dokumentiert.

  • Alle bisherigen Funktionen unseres Produktes funktionieren weiterhin wie bisher.

Weitere Infos zu Akzeptanzkriterien

Du möchtest Dich noch ausführlicher mit dem Thema auseinandersetzen? Kein Problem! Hier habe ich noch ein paar weiterführende Links für Dich zusammengestellt.
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Kennst Du noch andere gute Links zu Akzeptanzkriterien, die ich hier ergänzen sollte?x

Fazit zu Akzeptanzkriterien

Wie Du siehst, sind Akzeptanzkriterien eine hilfreiche Methode für agile Teams, um Kundenanforderungen besser zu verstehen. Sie helfen Euch dabei, mit mehr Klarheit in Euren nächsten Sprint zu starten, unterstützen Euch beim Testen Eurer User Stories, machen Euch den Aufwand einer Funktion bewusst und können sogar das Splitten von zu großen User Stories vereinfachen.

Du hast noch Fragen zu Akzeptanzkriterien oder Feedback, Anregungen oder Kritik zu meinem Artikel? Dann hinterlass mir doch einen Kommentar hier unten auf der Seite. Ich freu mich auf Deine Rückmeldung!