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Agile Teams weisen einige Merkmale und Besonderheiten auf, die Du kennen solltest. Diese Besonderheiten sind jedoch nicht in irgendeinem Selbstzweck begründet. Vielmehr sind agil arbeitende Teams die beste Antwort auf die besonderen Herausforderungen der VUCA-Welt, die sich dadurch besser lösen lassen. In diesem Beitrag erfährst Du mehr über die Gründe, die agile Teams notwendig machen, und warum diese so aufgebaut und strukturiert sind, wie sie es sind.

Warum sind agile Teams überhaupt notwendig?

Die Hauptgründe für die Arbeit in agilen Teams lassen sich aus den vier Faktoren der VUCA-Welt herleiten. Volatilität, Ungewissheit, Komplexität und Ambiguität sorgen dafür, dass die gemeinsame Zusammenarbeit in Teams kein Nice-to-Have, sondern zwingender Erfolgsfaktor ist.

Beispielsweise sorgen Ungewissheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit dafür, dass ein einzelner Mensch alleine nicht mehr in der Lage ist, Lösungen für anstehende Herausforderungen zu entwickeln. Um komplexe Probleme möglichst gut zu bewältigen, führt deshalb gar kein Weg an Teamwork vorbei.

VUCA-Welt

Hinzu kommt, dass das notwendige Wissen, um ein Problem zu lösen, nicht mehr vorab vorhanden ist, sondern erst (gemeinsam) generiert werden muss.

Gleichzeitig sorgt die Volatilität der VUCA-Welt dafür, dass Geschwindigkeit und Flexibilität zu einer Schlüsselkompetenz agiler Organisationen wird. Je schneller (und kostengünstiger) es einem Unternehmen gelingt, den eigenen Kurs an neue Erkenntnisse anzupassen, desto erfolgreicher kann es unter den Marktbedingungen des 21. Jahrhunderts überleben.

Merkmale agiler Teams

Agile Teams geben auf die oben genannten Herausforderungen der VUCA-Welt vier wichtige Antworten:

  • Erstens sind agile Teams interdisziplinär aufgebaut, um Komplexität, Ungewissheit und Mehrdeutigkeit bewältigen zu können.

  • Zweitens arbeiten sie kollaborativ, um durch einen intensiven, interaktiven Austausch untereinander das notwendige Wissen zur Lösung einer Aufgabe erzeugen zu können.

  • Drittens arbeiten agile Teams selbstorganisiert, um schnell und flexibel auf neue Erkenntnisse reagieren zu können und so lange Entscheidungsketten zu vermeiden.

  • Damit all das wirklich funktioniert, ist es viertens notwendig, dass agile Teams möglichst klein sind.

Agile Teams sind interdisziplinär

Komplexität, Ungewissheit und Mehrdeutigkeit bringen es mit sich, dass wir eine möglichst große Perspektivenvielfalt benötigen, um die zu lösenden Probleme so gut wie möglich zu verstehen.

Agile Teams sind deshalb interdisziplinäre Teams, um diese notwendige Perspektivenvielfalt zu erzeugen. Nur dadurch ist es möglich, ein Problem oder eine Aufgabe aus möglichst vielen Blickwinkeln zu betrachten.

Darüber hinaus fördert Interdisziplinarität auch die Selbstorganisation eines Teams, weil durch sie Abhängigkeiten reduziert (oder sogar ganz vermieden) werden können.

Ein agiles Team besitzt also alle Fähigkeiten, die es benötigt, um seine Aufgaben zu bewältigen.

Interdisziplinäre Teams

Kollaboratives Arbeiten

Interdisziplinäre Teams alleine lösen jedoch nicht alle Probleme, die durch Komplexität, Ungewissheit und Mehrdeutigkeit entstehen. Denn es geht ja nicht nur darum, eine Aufgabe möglichst gut zu verstehen, sondern auch so gut wie möglich umzusetzen. Komplexe Herausforderungen lassen sich jedoch meist nicht „im Alleingang“ lösen. Denn während der Lösung eines Problems kommt es fortlaufend dazu, dass neue Fragen und Erkenntnisse auftauchen, die wieder bewertet und verstanden werden müssen.

  • Kooperative Zusammenarbeit, bei der verschiedene Aufgaben an einzelne Teammitglieder „verteilt werden“, sind deshalb in der Regel nicht sinnvoll. Deshalb arbeiten agile Teams kollaborativ, wodurch sie in einem permanenten Wissensaustausch untereinander stehen, um ihr Ziel zu erreichen.

Selbstorganisation & Autonomie

Die Volatilität der VUCA-Welt hingegen sorgt dafür, dass sich die Rahmenbedingungen eines Teams permanent ändern. Deshalb ist es zum Beispiel schlichtweg unmöglich, perfekte Vorgehensweisen zu etablieren, weil diese schon nach kurzer Zeit nicht mehr funktionieren werden. Vielmehr sorgen starre Prozesse dafür, dass sich ein Team in einem dichten Netz von Abhängigkeiten verstrickt, aus dem es sich nicht mehr selbst befreien kann.

Außerdem müssen agile Teams in der Lage sein, auf plötzliche Veränderungen schnell bzw. flexibel zu reagieren. Wenn Teams jedoch für jede Entscheidung erst ihre Führungskraft befragen müssen, vergeht damit wertvolle Zeit, um potenziellen Risiken und Gefahren zu begegnen.

Aus diesen Gründen arbeiten agile Teams selbstorganisiert und autonom. Dadurch sind sie beispielsweise immer in der Lage, Nutzen bis zum Kunden zu bringen oder auf Probleme zu reagieren, ohne dabei auf andere Teams oder Abteilungen angewiesen zu sein (oder gar erst ihren Teamleiter um Erlaubnis zu fragen).

Durch Selbstorganisation können agile Teams notwendige Kursanpassungen, um ihr Ziel zu erreichen, also jederzeit autonom vornehmen und eigenständig Entscheidungen treffen. Gleichzeitig bedeutet das jedoch auch, dass ein agil arbeitendes Team lernen muss, sich selbst bzw. untereinander zu führen.

Selbstorganisation - Selbstmanagement - Autonomie

Agile Teams sind möglichst klein

Um effizient arbeiten zu können, müssen agile Teams darüber hinaus möglichst klein sein. Denn funktionierende Kommunikation und Wissensaustausch wird durch eine hohe Komplexität zur Hauptschlagader agiler Teams. Je größer ein Team wird, desto schwieriger wird jedoch die Interaktion der einzelnen Mitglieder untereinander. Darüber hinaus fällt es großen Teams schwerer, schnelle (und gute) Entscheidungen zu treffen.

  • Für Organisationen bedeutet das natürlich, dass sie ihre Teams nicht „unendlich groß“ werden lassen können. Auch wenn an einem sehr großen Produkt gearbeitet wird. Wie sich diese Herausforderungen lösen lassen, erfährst Du in meinen Artikeln über agile Skalierung und die optimalen Teamstrukturen einer agilen Organisation.

Fazit zu agilen Teams

Ich hoffe, ich konnte Dir mit diesem Beitrag zeigen, dass der Aufbau und die Struktur agiler Teams kein reiner Selbstzweck oder selbstverliebte Spielerei ist. Interdisziplinarität, Kollaboration, Selbstorganisation und eine optimale Teamgröße sind vielmehr elementare Antworten auf die Herausforderungen der VUCA-Welt.

Falls Du noch Fragen, Ideen, Anregungen oder auch Kritik zu diesem Artikel hast, freue ich mich wie immer auf Dein Feedback in den Kommentaren unten auf dieser Seite!