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Vor gut anderthalb Jahren hat Peter Koning mit Agile Leadership Toolkit sein erstes Buch vorgelegt. Da es auch Themen des Evidence-Based Managements behandelt, habe ich es mir einmal genauer für Dich angeschaut. Und weil insgesamt acht verschiedene Tools vorgestellt werden, ist diese Review ausnahmsweise ein wenig länger ausgefallen.

Aufmachung und Aufbau von Agile Leadership Toolkit

Agile Leadership Toolkit gliedert sich in die vier Teile Co-Create Goals (33 Seiten), Facilitate Ownership (47 Seiten), Learn Faster (43 Seiten) und Design Healthy Habits (52 Seiten).

Jeder dieser vier Teile stellt jeweils zwei Tools vor, die Führungskräfte dabei unterstützen sollen, ihrer neuen Aufgabe als Agile Leader besser gerecht zu werden.

Jeder Buchteil wird exemplarisch mit einer kleinen Story eingeleitet, die das behandelte Grundproblem verdeutlicht.

Außerdem sind jedem Kapitel stets zwei gut gelungene Leitfragen vorangestellt, die Dir als Leser eine gute Orientierung bieten. Zusätzlich findest DU am Ende jedes Buchteils einige Seiten für eigene Notizen. Die vielen Schwarz-Weiß-Abbildungen in Agile Leadership Toolkit besitzen sehr gut gewählte Graustufen, wodurch ein exzellenter Kontrast entsteht, der sie extrem gut lesbar macht.

Insgesamt ist Agile Leadership Toolkit außerordentlich klar strukturiert, sodass Du als Leser schnell Antworten auf brennende Fragen finden kannst. So musst Du weder das Buch in der “vorgegebenen Reihenfolge” lesen, noch die Tools in dieser Reihenfolge einführen. Beginne einfach dort, wo es für Dich, Deine Organisation oder Dein Team am besten passt!

Inhalt von Agile Leadership Toolkit

In den folgenden Abschnitten findest Du zu jedem der vier Buchteile und jedem der acht Tools einen kurzen Überblick, worum es jeweils geht. (Aufgrund der vielen Tools ist diese Review daher ein klein wenig umfangreicher geworden.)

Teil 1: Co-Create Goals

Im ersten Teil von Agile Leadership Toolkit geht es darum, wie Ziele und dazugehörige Metriken gestaltet sein müssen, damit Teams erfolgreicher und selbstorganisiert arbeiten können. Außerdem zeigt Peter Koning, mit welcher Art von Zielen eine bessere Kundenzentrierung erreicht werden kann.

Tool 1: Key Value Indivator (KVI)

Die meisten Unternehmen beschäftigen sich intensiv mit sich selbst, was sich auch in ihren KPI widerspiegelt. Der sogenannte Key Value Indicator hilft Deiner Organisation dabei, sich darauf zu fokussieren, Nutzen für Kunden zu stiften und sich wieder verstärkt nach außen zu richten.

Tool 2: Impact Ladder

Als Brainstorming-Tool hilft Dir die Impact Ladder dabei, die tatsächliche Wirkung Deines Produktes beim Kunden zu visualisieren. Zusätzlich macht sie eventuelle Probleme oder Risiken Deines Produktes oder Services sichtbar.

  • Infos und mehr Details zur Impact Ladder findest Du in meinem Artikel Output vs. Outcome.

Teil 2: Facilitate Ownership

Der zweite Teil von Agile Leadership Toolkit widmet sich dem Thema Ownership. Hier erfährst Du, wie sich der Reifegrad eines Teams bestimmen lässt, was dies für die agile Führung dieses Teams bedeutet und was Du unternehmen kannst, um jedes Team auf die nächste Ebene zu bringen.

Tool 3: Ownership Model

Das Ownership Model orientiert sich sehr stark am Flow-Erlebnis. Es geht davon aus, dass Teams, die zu viel Freiheit haben und dieser noch nicht gewachsen sind, anders geführt werden müssen als diejenigen, die in ihrem Selbstmanagement bereits weiter vorangeschritten sind. Für Dich als Agile Leader ist es also notwendig, den Ownership- bzw. Flow-Channel für jedes Team korrekt zu identifizieren. (Die Bewertung, auf welcher Stufe sich ein Team befindet, sollte in jedem Fall mit diesem gemeinsam erfolgen.)

Tool 4: Freedom Matrix

Die Freedom Matrix ist eine Fortführung des Ownership Models. Mit ihr lässt sich definieren, welchen Freiheitsgrad Teams bei konkreten Aufgaben, ToDo’s oder anderen Themen je nach Reifegrad genießen (sollten). Auch die Freedom Matrix sollte in enger Kollaboration mit den Teams entstehen. Im Großen und Ganzen ist sie eine Variante der bekannten RACI-Matrix. (Mit dem Unterschied, dass quasi für jeden definierten Team-Reifegrad eine eigenständige Matrix existiert.)

Teil 3: Learn Faster

Im dritten Teil stellt Peter Koning dar, mit welchen Mitteln eine Organisation ein Bewusstsein darüber entwickeln kann, wie agil sie in Wahrheit ist. Die beiden hier vorgestellten Tools sind sicherlich die gewinnbringendsten Werkzeuge in Agile Leadership Toolkit.

Tool 5: Time to Learn (T2L)

Mit Time to Learn misst Du – wie der Name bereits impliziert – die Zeit, die Deine Organisation benötigt, um Hypothesen zu bestätigen oder zu widerlegen. Damit ist sie laut Peter Koning die ultimative Kennzahl, um die Agilität eines Unternehmens zu messen.

Tool 6: Validated Learning Board

Für diejenigen agilen Teams, die bereits mit einem Kanban Board arbeiten und die oben genannte T2L in ihre Arbeit integrieren möchten, besteht die Möglichkeit, ihr Board (auf der Ebene der Features) in die fünf Phasen Sketch, Build, Deliver, Use, Learn zu unterteilen und damit messbarer zu machen, wie es um die Time to Learn der Organisation oder des Teams bestellt ist.

Teil 4: Design Healthy Habits

Im vierten und letzten Teil von Agile Leadership Toolkit stellt Peter Koning seine beiden letzten Werkzeuge vor. Sie sollen Dir als Agile Leader dabei helfen, neue Gewohnheiten und Routinen fest zu verankern und die Übersicht über die agile Transformation zu behalten. Der Ansatz ist ganz nett, wirklich überzeugt haben mich diese Tools jedoch nicht.

Tool 7: Habit Matrix

Die sogenannte Habit Matrix ist das siebte Werkzeug im Agile Leadership Toolkit. Mit ihr kommst Du Gewohnheiten und Routinen auf die Spur und deckst die Auslöser (Trigger) auf, die diese Routinen immer wieder auftreten lassen. Und entdeckst ebenfalls, durch welche positiven Rückmeldungen (Rewards) diese Gewohnheiten einfach nicht verschwinden wollen. Gleichzeitig hilft Dir die Habit Matrix dabei, alternative Gewohnheiten zu fördern. (Insgesamt hat die Habit Matrix einen arg behavioristischen Einschlag und gehört deshalb meiner Meinung nach in die motivationale Mottenkiste.)

Tool 8: To-GRIP Pattern

Das Akronym TO-GRIP steht für Team, Owner, Goal, Rhythm, Insight und Period. Es hilft Dir in gemeinsamen Workshops dabei, eine agile Transformation zu planen.

Welches Team wird die Transformation vorantreiben und wer ist der Owner des gesamten Prozesses? Welches messbare Goal soll erreicht werden und welchen positiven Einfluss hat es für Kunden und Nutzer? Rhythm sorgt für eine iterative Vorgehensweise, die in komplexen Situationen das Mittel der Wahl sein sollte. Insights entstehen durch die verwendeten Tools, die messbare Transparenz über den aktuellen Stand der Transformation erzeugen. (Hier kannst Du auf die sieben zuvor genannten Tools zurückgreifen.) Den Abschluss bildet die Definition einer Period. Mit ihr markierst Du einen Zeitpunkt, an dem gemeinsam entschieden wird, ob der Transformationsprozess fortgeführt, verändert oder vielleicht sogar abgebrochen werden sollte.

Praxisbezug

Das Buch hat einen sehr starken Praxisbezug und die vorgestellten Tools können unmittelbar und unabhängig voneinander in die Praxis übernommen werden. Allerdings scheint mir das eine oder andere Tool doch ein wenig arg einfach. Ich denke, Du wirst ein solides Vor- bzw. Grundwissen über agile Führung benötigen, um diese Tools wirklich gewinnbringend einsetzen zu können. Ansonsten kommt es eventuell zu einem agilen Cargo-Kult, weil Du glaubst, ein paar agile Tools machen schon ein agiles Unternehmen aus.

Als gute Grundlage kann ich Dir übrigens die PAL EBM-Zertifizierung von Scrum.org empfehlen.

Preis

Für knapp 24 € für die englischsprachige Ausgabe erhältst Du 240 Seiten, die prallgefüllt mit Tools und Tipps sind. Meiner Meinung nach ist der Preis für Agile Leadership Toolkit in Ordnung, auch wenn es kein “Schnapper” ist.

Fazit zu Agile Leaedership Toolkit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Agile Leadership Toolkit einen durchwachsenen Eindruck bei mir hinterlassen hat.

Agile Tools werden für sich allein genommen noch keinen Agile Leader aus Dir machen. Der Key Value Indicator und die Impact Ladder aus Teil 1 sowie die Time to Learn Metrik und das Validated Learning Board aus Teil 3 sind allerdings echte Highlights. Das Ownership Model und die Freedom Matrix aus dem zweiten Teil sind hingegen Neuauflagen des Flow-Channels bzw. der RACI-Matrix. Da ist also wenig Neues dabei. Der Nutzen der Habit Matrix und des TO-GRIP Patterns hat sich mir persönlich nicht erschlossen.

Aber vielleicht lassen wir zum Abschluss noch einmal Peter Koning selbst zu Wort kommen:

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